Ausgründungen
Technologieorientierte und wissensbasierte Unternehmensgründungen sind eine besonders werthaltige Form des Wissens- und Technologietransfers.
Oft gründen Mitarbeiter:innen von Helmholtz-Zentren auf Basis von Know-How bzw. Lizenzvereinbarungen neue Unternehmen aus. Nicht selten nutzen die Spin-offs auf der Grundlage von Nutzungsvereinbarungen auch die Großforschungsinfrastruktur der Zentren zur weiteren Produktentwicklung. Bei einigen Unternehmens-gründungen beteiligt sich das jeweilige Zentrum am Unternehmen, wodurch die Ausgründung finanzielle Ressourcen für Lizenzen oder Gerätenutzung spart und das Zentrum im Gegenzug am Unternehmenswachstum und kommerziellen Erfolg partizipieren kann.
Ausgewählte Ausgründungen
Seit 2005 sind über 400 Start-ups aus der Helmholtz-Gemeinschaft hervorgangen. Einige von ihnen möchten wir hier vorstellen:
Alteva Technologies
Die nächste Generation von leichten, leistungsstarken Lithiumbatterien für den nachhaltigen, elektrifizierten Verkehr.
Gründungsjahr: 2023
Gründer:innen: Aiko Bernehed und Ida Milow
Webseite: https://www.alteva.tech/
Zentrum: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Alteva setzt seinen Fokus auf die bekannte aber bisher komerziell wenig genutzte Technologie der Lithium-Schwefel-Batterien und zielt darauf ab, einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Transportsektors zu leisten. Die Gründer:innen Ida Milow und Aiko Bernehed setzen mit diesem Fokus auf eine leichte, nachhaltige Batterietechnologie und verzichten auf Materialien wie Nickel, Mangan und Kobalt. Mit seinen eigens entwickelten Batteriezellen hat Alteva die Anzahl der Ladezyklen und die Sicherheit der Litium-Schwefel Technologie signifikant erhöht.
Die so entstandenen langlebigeren Batterien haben das Potenzial, für elektrische LKW und die elektrische Luftfahrt eingesetzt zu werden. Der Durchbruch von Alteva adressiert Umwelt- und Menschenrechtsbedenken in Bergbaugebieten und den hohen Anteil der globalen CO2 Emissionen im Transportsektor. Die Vision von Alteva nach der Gründung umfasst für die nächsten drei Jahre zunächst die Fortsetzung Produktentwicklung im Labor bis hin zu einer Pilotproduktion. Eine Produktion in kommerziellen Maßstab ist für die nächsten fünf Jahre angedacht.
SORMAS Foundation gGmbH
Eine Stiftung, die mit einer Software das Prozessmanagement zur Bekämpfung von Epidemien und von Pandemien erleichtert.
Gründungsjahr: 2022
Team: Pilar Hernandez, Jan Böhme, Gérard Krause, Anja Hauri, Stéphane Ghozzi und Stefanie Castell
Webseite: https://sormas.org/
Zentrum: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
SORMAS ist eine Softwareplattform, die das Management von Epidemien und Pandemien erleichtert. Durch die Zusammenführung von Gesundheitspersonal, Laboren und anderen Akteuren ermöglicht es eine effiziente Überwachung und Bekämpfung von Krankheitsausbrüchen. SORMAS erfasst und analysiert Daten in Echtzeit, ermöglicht die Zuweisung von Aufgaben und die Verfolgung von Infektionsketten. Die Software wird kontinuierlich weiterentwickelt und an die Bedürfnisse verschiedener Länder angepasst, um eine nachhaltige Unterstützung des Gesundheitswesens zu gewährleisten. SORMAS wird aktuell in zahlreichen Ländern auf mehreren Kontinenten eingesetzt und war ein wesentlicher Bestandteil bei der Bewältigung großer Epidemien von Lassafieber, Affenpocken, Meningitis, Masern und der COVID-19-Pandemie.
Osteolabs GmbH
Erstes strahlungsfreies Früherkennungsverfahren für Osteoporose
Gründungsjahr: 2018
Gründer: Anton Eisenhauer, Stefan Kloth, Michael Müller
Webseite: https://www.osteolabs.de/de/startseite.html
Zentrum: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Osteolabs ist die erste Ausgründung aus dem GEOMAR und schon preisgekrönt. Ein Erfolgsbeispiel der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. Osteolabs, gefördert durch den Validierungsfond und Helmholtz Enterprise, ist das erste strahlungsfreie Früherkennungsverfahren für Osteoporose. Der OsteoTest wird von ärztlichen Praxen oder ganz einfach von zu Hause aus durchgeführt und ins Labor geschickt. Die Zuverlässigkeit des Verfahrens ist medizinisch und wissenschaftlich bestätigt.
Agile Robots AG
Eine Kombination aus Künstlicher Intelligenz und Robotik,
um eine sichere Mensch-Roboter Interaktion zu gewähleisten
Gründungsjahr: 2017
Gründer: Peter Meusel und Zhaopeng Chen
Webseite: https://www.agile-robots.com/de/
Zentrum: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Mit nun mehr über 1.200 Mitarbeitenden an ihren Standorten in Deutschland und China entwickelt die DLR-Ausgründung Agile Robots seit ihrer Gründung 2018 intelligente Roboterlösungen für komplexe Produktionsherausforderungen. So wird ihr Roboterarm Diana 7 auf dem asiatischen Markt aufrund seiner hohen Präzision und seiner Kraft-Moment-Sensorik, die die Krafteinwirkung am Arm messen und flexibel darauf reagieren kann, bereits in der Automobil- und 3C Industrie eingesetzt.
Zu Diana 7 und weiteren Roboterarmen bietet das Firmenportfolio seinen Kunden AgileCore an, eine leistungsstarke Softwareplattform, die Systemintegratoren und Betreibern ermöglicht, Automatisierungslösungen für die Fertigung zu entwickeln. Die Plattform ermöglicht die Steuerung und Programmierung verschiedener Geräte von unterschiedlichen Herstellern, darunter Roboter, Kameras, Greifer, AMRs und SPS, über eine einzige Schnittstelle. Mit der Möglichkeit des no-code Programmierens können komplexe Arbeitsabläufe erstellt werden, indem verschiedene Skills aus einer umfangreichen Skill-Bibliothek ausgewählt werden. Im vergangenen Jahr übernahm Agile Robots die Helmholtz-Ausgründung Franka Emika, nachdem diese kurz zuvor Insolvenz eingerecht hatte.
INERATEC GmbH
Kompakte chemische Anlagen zur Umwaldung von methanhaltigen Gasen in hochwertige synthetische Kraftstoffe wie Benzin, Diesel oder Kerosin
Gründungsjahr: 2016
Gründer: Philipp Engelkamp, Paolo Piermartini, Peter Pfeifer und Tim Böltken
Webseite: https://www.ineratec.de/de
Zentrum: Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
The future of sustainable fuel: Unveiling the first module of Ineratec's pioneering e-Fuel Plant
Das Kernprodukt von INERATEC ist eine chemische Kompaktanlage, entwickelt am Institut für Mikroverfahrenstechnik des KIT. Die mobile Anlage wandelt kleine und mittlere Mengen methanhaltiger Gase in hochwertige synthetische Kraftstoffe, wie Benzin, Diesel und Kerosin, um. Zudem ermöglicht sie die Umwandlung von regenerativem Wasserstoff und Kohlendioxid in Kraftstoffe. Die schlüsselfertigen Anlagen sind mobil und passen in einen herkömmlichen Schiffscontainer, bieten eine Alternative zu kostenintensiven Großanlagen und sind in verschiedenen Branchen, von großen Chemieunternehmen bis zu Kläranlagen, einsetzbar.
KIT Gründerschmiede: INERATEC gewinnt Deutschen Gründerpreis 2018 →
Pressemitteilung des KIT →
T-Knife GmbH
Durchbruch in der adaptiven T-Zell-Therapie
Gründungsjahr: 2015
Gründer:innen: Thomas Blankenstein und Elisa Kieback
Webseite: https://www.t-knife.com/
Zentrum: Max Delbrück Center für Molekulare Medizin (MDC)
Als eine Ausgründung des Max-Delbrück-Zentrums für Molekulare Medizin (MDC) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin, entwickelt T-Knife innovative Immuntherapien gegen Krebs. Das Berliner Biotech-Unternehmen lehrt den T-Zellen (Abwehrzellen des Immunsystems) der Patienten, solide Tumore zu erkennen und zu bekämpfen.
T-Knifes Technologie baut auf jahrzehntelanger Grundlagenforschung von Professor Thomas Blankenstein und seinem Team auf, mit dem Ziel, genetisch veränderte T-Zellen zur Heilung von Krebserkrankungen einzusetzen. Deren einzigartiges System zur in-vivo-Entwicklung humaner TCR gilt als Durchbruch in der adaptiven T-Zell-Therapie. Im Jahr 2021 konnte das junge Unternehmen sechs Jahre nach seiner Gründung 110 Millionen USD von internationalen Investoren einwerben, die es dazu verwendet, sein wissenschaftliches Team zu erweitern, die Produktionskapazitäten zu erhöhen und die Pipeline mit weiteren innovativen und differenzierten T-Zell-Rezeptor-Therapien (TCR-T) zu bestücken. Der Erfolg von T-Knife trägt dazu bei, neue Chancen für Krebspatienten zu schaffen und das wachsende Feld der Immuntherapie voranzutreiben.
Gründerin Kieback startet mit T-Knife durch →
Der lange Atem gegen Krebs: Von der Grundlagenforschung zur Therapie →
Dr. Julian Alexandrakis
Program Manager Transfer and Innovation