Wissenschaft und Boulevard: Quo vadis?
Die Frage nach der Rolle des Boulevardjournalismus in Zeiten der Pandemie stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Veranstaltung der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft, der Hochschulrektorenkonferenz und BILD.
Anstoß gab der Artikel „Die Lockdown-Macher – Expertentrio schenkt uns Frust zum Fest“, den BILD am 04. Dezember 2021 veröffentlichte und der die betroffenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Zielscheibe für öffentliche Anfeindungen machte.
Zwei von ihnen, Prof. Michael Meyer-Hermann, Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und Dr. Viola Priesemann, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, Göttingen saßen im Podium. Zusammen mit Prof. Otmar Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Prof. Michael Hallek vom Uniklinikum Köln und Mitglied des Wissenschaftsrates und BILD-Chefredakteur Johannes Boie diskutierten sie darüber, wie Wissenschaft und Boulevardjournalismus in Zukunft miteinander umgehen wollen.
Denn obwohl die Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit aus der Wissenschaft kommen, scheuen mittlerweile viele Forscherinnen und Forscher die Zusammenarbeit mit BILD oder lehnen sie komplett ab. Auf der anderen Seite waren sich aber alle Beteiligten über den Einfluss des Mediums als die auflagenstärkste Zeitung in Deutschland einig. Eine Basis für ein Miteinander in der Zukunft stand also im Mittelpunkt der Diskussion.
Johannes Boie betonte, wie ernst er die Kritik nehme. Zwar lebe Boulevard von Emotionalisierung und das müsse auch so bleiben. Aber am Verhältnis zwischen BILD und der Wissenschaft würde sich einiges ändern. Die Veranstaltung war ein erster Schritt. Auch Boie ist es wichtig, den Wissenschaftsjournalismus zu stärken und persönliche Kritik in den Artikeln zu vermeiden. Otmar Wiestler glaubt, dass sich eine faktenbasierte Wissenschaftskommunikation auch im Boulevardjournalismus realisieren lässt: „Wenn wir im Nachgang an die Veranstaltung jetzt noch das eine oder andere gemeinsame Projekt definieren, wäre ich mit diesem Dialog sehr zufrieden.“
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