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Standpunkt

Wir müssen uns viel besser gegen kommende Hitzewellen schützen

Bild: Magali Hauser, KIT

Der Meteorologe Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) warnt vor bisher nie dagewesenen Hitzewellen und ihren Folgen für die Gesundheit. Und erläutert, wie Deutschland sich davor wappnen sollte.

In Deutschland und in vielen Regionen der Welt kommt es immer häufiger zu Hitzewellen. Auch ihre Intensität und Dauer nehmen zu. Klimawissenschaftler:innen sind sich sicher, dass wir in Deutschland künftig mehr Extreme erleben, die die bisherigen Hitzewellen der Rekordsommer 2003, 2018 und 2022 bei Weitem übertreffen werden. Im Vergleich zu anderen Extremwetter-Ereignissen, wie Überflutungen, gefährden Hitzewellen viel mehr Menschen. In den vergangenen Hitzesommern starben in Deutschland jeweils mehrere Tausend Menschen.

Ältere Menschen sind besonders gefährdet. Doch auch Jüngere, die über die heißen Stunden des Tages im Freien arbeiten müssen oder einfach in ihrer Freizeit aktiv sind, müssen mit gesundheitlichen Schäden rechnen. Frühwarnung, Vorsorge und Aufklärung sind wirksame Methoden, um diese Folgen zu vermeiden. Bei der Frühwarnung geht es zum einen darum, die meteorologischen Wettervorhersagen zu verbessern. Wichtig ist, dass sie genauer werden und Hitzewellen viel früher anzeigen als bislang. Genauso wichtig ist es, besser vorherzusagen, welche Folgen und Auswirkungen die jeweilige Hitzewelle hat. Diese Informationen müssen außerdem schneller zu den Akteur:innen gelangen, die notwendige Maßnahmen ergreifen können: Mitarbeiter:innen aus dem Gesundheits-, Arbeits-, und Katastrophenvorsorgewesen. Hier können wir die künstliche Intelligenz noch viel stärker nutzen. Darüber hinaus besteht weiterhin großer Forschungsbedarf in der Klimafolgenforschung.  Wir wissen noch zu wenig über die Wahrscheinlichkeit, das Ausmaß und die Konsequenzen künftig möglicher und bisher unvorstellbarer Hitzewellen.

Gut ist, dass viele Städte bereits an Hitzeschutzplänen arbeiten. Solche Pläne beinhalten zum Beispiel, dass öffentliche Einrichtungen mit Klimaanlage als „Hitzeschutzräume“ geöffnet werden können und Krankenhäuser vorbereitet sein sollten. Die Stadt Karlsruhe entwickelt eine App weiter, die bei Hitzetagen kühle Plätze anzeigt. Langfristig brauchen wir mehr Dachbegrünungen, generell mehr Grün in der Stadt, und sollten darauf achten, keine Frischluftschneisen zu verbauen. Grundsätzlich sollte niemand bei Hitze im Freien arbeiten oder die Arbeit sollte zumindest reduziert werden. Arbeitnehmer:innen und Unternehmen müssten sich hier verständigen, damit der Arbeitsplan auf amtliche Hitzewarnungen hin angepasst werden kann. Auch in der Aufklärung muss mehr getan werden. Nach dem amerikanischen Vorbild des „Tages der Hurrikan-Sensibilisierung“ könnte bei uns im späten Frühjahr auch ein „Tag der Hitzewellen“ ausgerufen werden. Über Social-Media und klassische Medien könnten auch Nachbarschaften sensibilisiert werden, darauf zu achten, dass ältere Alleinstehende und andere besonders gefährdete Mitbewohner:innen bei einer Hitzewelle ausreichend trinken.

In jedem Fall sind die kommenden Hitzewellen eine der größten Herausforderungen des Klimawandels in Deutschland. Schon jetzt müssen wir damit rechnen, im Sommer an mehreren Tagen Höchsttemperaturen deutlich über 40 Grad Celsius zu haben. Die Zeit zur Prävention ist daher knapp, wir müssen jetzt handeln.

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