UV-Strahlung
Wie viel Sonne ist gesund?
Sonniges Wetter löst bei den meisten von uns Freude aus. Zurecht, denn der Körper braucht Sonnenlicht, um das wichtige Vitamin-D zu bilden. Doch zu viel schadet der Gesundheit. Es kommt also auf die richtige Dosis an.
Wenn im Frühjahr zum ersten Mal nach einem dunklen Winter die Sonne viele Stunden lang vom Himmel strahlt, lockt es wohl die allermeisten ins Freie. „Der Sonnenschein tut uns gut“, scheint ein inneres Gefühl uns einzuflüstern. Und dieses Gefühl trügt nicht. So füllt die Frühjahrssonne die im Winter geleerten Vorräte des wichtigen Vitamin D wieder und hellt nicht nur die Umwelt, sondern auch unser Gemüt kräftig auf. Zuviel des Guten ist aber, wie so oft im Leben, leider ungesund. Wer den Sonnenschein zu lange genießt, dem droht nicht nur nach wenigen Stunden ein Sonnenbrand, sondern später auch Falten, Pigmentflecken und ein höheres Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.
Verantwortlich ist dafür allerdings nicht der Teil der Sonnenstrahlung, der in den Farben des Regenbogens vom warmen, roten bis zum kalten, blau-violetten Licht am Erdboden ankommt. Die für den Sonnenbrand verantwortlichen ultravioletten Sonnenstrahlen sind energiereicher und können von den Augen eines Menschen nicht mehr wahrgenommen werden.
Die ultraviolette Strahlung lässt sich in drei Bereiche einteilen, von denen die besonders energiereichen UV-C-Strahlen bereits von der Ozonschicht hoch oben in der Atmosphäre abgefangen werden. Auch das weniger energiereiche UV-B-Licht bleibt zu einem großen Teil in der Luft stecken, während das relativ energiearme UV-A-Licht kaum von der Atmosphäre gefiltert wird.
Allerdings ist auch UV-A-Strahlung von der Sonne oder aus künstlichen Solarien immer noch deutlich energiereicher als das sichtbare Licht. Vor dieser Energie schützt sich die Haut mit Hilfe des braunen Farbstoffes Melanin und einer Verdickung der Hornhaut. „Bei den meisten Menschen in Mitteleuropa bringt die Bräunung allerdings nicht mehr als eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor Zwei“, erklärt der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ in Heidelberg.
Die Sonne gut geschützt genießen
Menschen, die sich beruflich oder in ihrer Freizeit längere Zeit im Freien aufhalten, sollten daher möglichst viel Haut mit Kleidung schützen, eine Kopfbedeckung tragen und für unbedeckte Hautstellen Sonnencreme mit mindestens einem Lichtschutzfaktor von 20 benutzen. Ohne solche Barrieren verletzt das ultraviolette Licht nach einiger Zeit die Haut, die sich einige Stunden später rötet, juckt und weh tut. Je heller die Haut eines Menschen ist, umso schneller bildet sich ein Sonnenbrand.
Nach einiger Zeit normalisiert sich der Zustand der Haut zwar wieder. Allerdings beschädigen die energiereichen UV-Strahlen auch das Erbgut in den Zellen der Haut. Zwar beheben Reparatur-Enzyme viele dieser Fehler, aber leider nicht alle. Leidet die Haut häufiger unter zu starker Sonnenstrahlung, können sich nach einigen Jahren oder auch erst nach Jahrzehnten die Spätfolgen solcher Hautschäden zeigen: „Es entstehen mehr Falten und Pigmentflecken als in weniger belasteter Haut und schwer geschädigte Zellen können sogar zu Hautkrebs führen“, warnt das DKFZ. Wie stark oder schwach Besuche im Solarium oder guter Sonnenschutz die Haut langfristig belastet, zeigt DKFZ-Forscher Titus Brinker mit einer selbst entwickelten App*. Diese schießt zunächst ein Selfie und verändert dieses Bild des eigenen Gesichts so, wie es nach fünf oder nach 25 Jahren eines selbst gewählten und eingegebenen Sonnenverhaltens aussehen wird.
„Solche ernsten Hinweise sollte man allerdings nicht zum Anlass nehmen, dem Sonnenlicht völlig aus dem Weg zu gehen“, erklärt Barbara Thorand vom Institut für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München.
Schließlich richtet das relativ energiereiche UV-B-Licht in der Haut nicht nur Schäden an, sondern liefert auch die Energie, um dort das wichtige Vitamin D herzustellen. Zwischen November und Mitte Februar aber steht in Mitteleuropa die Sonne so tief am Himmel, dass auch in der Mittagszeit bei klarem Himmel die Luft so viel UV-B-Strahlen schluckt, dass für die Vitamin D-Herstellung nicht mehr genug Energie die Haut erreicht. Zwar legt der Organismus im Fettgewebe und in der Skelettmuskulatur einen Vorrat an, aus dem er in der dunklen Jahreszeit schöpft. Doch um diesen Vorrat aufzufüllen, sollte man zwischen März und Oktober lange genug Sonne tanken.
Dazu reicht es, in kurzärmeliger Oberbekleidung und mit freien Waden spazieren zu gehen oder auf der Sonnenterrasse zu sitzen. Da das UV-B-Licht mit der Jahres- und Tageszeit schwankt, sollte man dafür täglich zwischen fünf und 25 Minuten einplanen, wobei die längeren Zeiten im Frühjahr und Herbst sinnvoll sind. „Ist der Körper unzureichend mit Vitamin D versorgt, schwächt das die Knochen und auch die Muskeln, vor allem ältere Betroffene können häufiger stürzen und haben öfter Knochenbrüche“, erklärt Barbara Thorand. Bei Vitamin D-Mangel liegen auch die Risiken für einen Herzinfarkt, Darmkrebs und den sogenannten „Alters-Diabetes“ vom Typ 2 höher. Allerdings gibt es bisher keinen Nachweis, dass der Vitamin D-Mangel diese Leiden auslöst.
Wenn uns im Frühjahr die Sonne ins Freie lockt, füllen wir aber nicht nur die im Winter geplünderten Vitamin D-Vorräte auf, sondern tun auch etwas für unsere Stimmung. Allerdings vertreibt nicht etwa das UV-Licht die in der dunklen Jahreszeit gehäufte trübe Stimmung. Es ist das gut sichtbare blaue Licht, das den Winter-Blues verjagt.
Zum weiterlesen:
*Die „Sunface“ App kann kostenlos für iPhone und Android-Smartphone in den jeweiligen Stores heruntergeladen werden.
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