Nachgefragt
„Wie viel CO2 steckt in einem Liter Benzin?“
Bei jeder Fahrt stoßen Autos Kohlendioxid (CO2) aus dem Auspuff. Erstaunlicherweise wiegt dieses CO2 mehr als der ursprünglich getankte Sprit. Warum das so ist, erklärt Jörg Sauer vom Institut für Katalyseforschung und -technologie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).
Wenn ein Fahrzeug einen Liter Benzin verbraucht, stößt es etwa 2,37 Kilogramm CO2 aus. Wurde Diesel getankt, sind es 2,65 Kilogramm CO2. Das scheint vielleicht verwirrend, doch letztlich geht alles auf die Chemie zurück. Benzin ist ein Gemisch und besteht aus vielen Kohlenwasserstoffketten. Beim Fahren wird das Benzin im Motor verbrannt und der Kohlenstoff (C) reagiert mit dem Sauerstoff (O2) aus der Luft. Jeweils ein Atom verbindet sich mit jeweils zwei Sauerstoffatomen zu einem Kohlendioxidmolekül (CO2). Vereinfacht gesagt, werden leichte Wasserstoffatome (Atommasse 1) aus den Kohlenwasserstoffen gegen schwerere Sauerstoffatome (Atommasse 16) ausgetauscht. Die Wasserstoffatome (H) wiederum verbinden sich mit Sauerstoff zu Wasser (H2O). Auch der unterschiedliche CO2-Ausstoß von Benzin und Diesel erklärt sich durch die Chemie: In Benzin ist etwas weniger Kohlenstoff enthalten als in Diesel, und so bindet es weniger Sauerstoff.
Um den CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren, brauchen wir ganz neue, moderne Kraftstoffe, die wir aus nachwachsenden, also idealerweise CO2- neutralen Rohstoffen statt Erdöl gewinnen. Daran arbeiten wir. Zum Beispiel lassen wir Biomasseabfälle unter Luftmangel verbrennen. Innerhalb von Bruchteilen von Sekunden entsteht dabei ein Synthesegas. Es gilt dann, das Gas zu reinigen, um es in Kraftstoff umwandeln zu können. Lange Zeit waren diese Schritte – besonders die Erzeugung und Reinigung – eine große Herausforderung. Mittlerweile beherrschen wir die nötige Technik dazu. Nun wollen wir in die Produktion gehen und arbeiten mit Partnern im Projekt reFuels an Konzepten für geeignete Anlagen. Ziel ist es, den neuen Kraftstoff an dem bestehenden Tankstellennetz tanken zu können. Mit ihm ließe sich der CO2-Ausstoß beim Autofahren rechnerisch um das Sechs- bis Zehnfache reduzieren, da der aus Biomasseabfällen genutzte Kohlenstoff ursprünglich von den Pflanzen als CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen wurde.“
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