Nachgefragt
"Was ist die gefühlte Temperatur?"
Der Wetterbericht sagt nicht nur vorher, wie viel Grad Celsius das Thermometer anzeigen wird, sondern nennt auch die "gefühlte" Temperatur. Doch woher weiß man, wie ein Mensch die Temperatur wahrnehmen wird?
Diese Frage klärt Peter Hoffmann vom Climate Service Center Germany (GERICS) des Helmholtz-Zentrum Geesthacht.
Trotz Schnee und Eis verbringen viele Skifahrer ihre Pause im T-Shirt, ohne zu frieren. Für unser sogenanntes thermisches Wohlbefinden ist also nicht nur die Temperatur entscheidend, sondern viele weitere Faktoren wie die Windgeschwindigkeit, die Sonnenstrahlung, die Kleidung oder die Bewegung. Und auch die Luftfeuchtigkeit – denn je feuchter die Umgebungsluft ist, desto schwerer fällt es dem Körper, zu schwitzen und damit Wärme abzubauen. Deswegen empfinden wir Schwüle als so belastend.
Der Deutsche Wetterdienst nutzt für seine Vorhersagen einen Referenzmenschen – den ‚Klima-Michel‘. Er 35 Jahre alt, 175 cm groß, wiegt 75 Kilogramm und bewegt sich mit vier Stundenkilometern durch einen schattigen Wald. In ein Computermodell des menschlichen Wärmehaushalts fließen all die genannten Faktoren ein. So ermittelt sich ein Wert für die voraussichtliche Temperatur, die der Klima-Michel empfinden würde. Die Angabe zur gefühlten Temperatur ist sowohl ein Service für jeden Einzelnen als auch eine wichtige Information für Menschen, bei denen beispielsweise extreme Wärmebelastungen zu akuten Herz-Kreislauf-Problemen führen könnten.
Am GERICS befassen wir uns mit den Folgen des Klimawandels und wie wir uns daran anpassen können. Auch hier spielt die gefühlte Temperatur eine Rolle. Ein Beispiel: Weiße Hauswände reflektieren das Sonnenlicht und wirken kühlend auf die Fassade. Doch die von den Wänden reflektierte Sonnenstrahlung kann die gefühlte Temperatur zwischen den Häusern erhöhen. Insofern könnte es sinnvoller sein, nur die Hausdächer weiß zu halten. Modelle der gefühlten Temperatur können schon bei der Planung von Anpassungsmaßnahmen zum Klimawandel helfen.
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