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Helmholtz-Lehrerpreis

Von Putzrobotern und Brotschmiermaschinen

Bild: Stiftung Jugend forscht e. V.

Wie weckt man den Forschergeist bei Kindern und Jugendlichen? Und wie hält man sie bei der Stange? Wir sprachen mit einer der Preisträgerinnen des Helmholtz-Lehrerpreises.

Herzlichen Glückwunsch zum "Jugend forscht"-Lehrerpreis, Frau Harz! Ihr Engagement, mit dem Sie Ihren Schülerinnen und Schülern zur Seite stehen, ist außergewöhnlich. Was begeistert Sie so an den "Jugend forscht"-Projekten?

Es ist spannend, mit Schülern etwas zu erforschen. Zu überlegen, wie sie ihre Ideen Schritt für Schritt umsetzen können - gerade wenn sie etwas skurril sind, wie die elektrische Brotschmiermaschine vor einem Jahr - macht einfach Spaß.

Catrin Harz unterrichtet am Staatlichen Gymnasium Nieder-Olm Physik und Mathe. Sie ist eine der diesjährigen Preisträgerinnen des Helmholtz-Lehrerpreis für besonders engagierte Projektbetreuende, die seit maximal fünf Jahren im "Jugend forscht"-Netzwerk tätig sind. Bild: privat

Sie betreuen seit fünf Jahren die "Jugend forscht"-Projekte an Ihrer Schule. Wie viele sind es mittlerweile?

Das werden jedes Jahr mehr. Im meinem ersten Jahr waren es zwei Projekte, dann hatten wir drei, es waren auch schon mal acht. Wenn man nur die Projekte zählt, die auch fertig geworden sind. Bei jedem Forschungsprojekt gibt es Phasen, wo es nicht vorwärts zu gehen scheint.

Wie schaffen Sie es, die Schülerinnen und Schüler immer wieder aufs Neue zu motivieren? 

Der neuralgische Punkt ist, wenn es darum geht, die Arbeit zu schreiben. Die muss Anfang Januar fertig sein, also läuft das meistens über die Weihnachtsferien. Dann helfe ich, Überschriften zu formulieren und fordere die Schüler auf, zu jeder Überschrift etwas zu schreiben. Oft formuliere ich Fragen wie: "Was hast du da gedacht?" oder "Was passierte da genau?". Das geht ein paar Mal per E-Mail hin und her und irgendwann ist die Arbeit fertig.

Immer auf den letzten Drücker?

Ja.

Haben Sie selbst als Schülerin bei "Jugend forscht" mitgemacht?

Nein, das konnte ich nicht, weil ich in der DDR aufgewachsen bin. In meinem Referendariat habe ich zum ersten Mal davon gehört.

Wie ist Ihre Erfahrung: Kann ein guter Lehrer jede Arbeit retten oder gibt es auch Projekte, wo sich nichts machen lässt?

Wir haben manchmal Ideen, bei denen wir nicht wissen, wie wir sie umsetzen sollen. Eine Gruppe wollte beispielsweise Bilder auf Rauch erzeugen. Da musste ich sagen: Tut mir Leid, ich weiß nicht, wie wir an der Schule genug Rauch erzeugen können - der auch noch glatt sein muss -, ohne dass die Feuerwehr kommt. Aber das meiste versuchen wir schon umzusetzen. Die Versuchung ist doch sicher groß für die Schüler, zu sagen: "Ach, Frau Harz, können Sie nicht eben...".

Besteht nicht die Gefahr, dass die meiste Arbeit am Lehrer hängen bleibt?

Oh nein, da passe ich schon auf. Ich stelle viele Fragen, aber ich schreibe die Arbeit bestimmt nicht.

Mädchen sind in den Naturwissenschaften oft in der Minderheit. Bei Ihren "Jugend forscht"-Projekten auch?

Nein. Und sie haben genauso gute Ideen wie die Jungs, beim Austüfteln sind sie oft sogar genauer. Mädchen machen gerne Messreihen, Jungs sagen eher mal: "Warum soll ich das denn noch mal messen?" Die Mädchen sind gründlicher, lassen nicht gleich das erste Ergebnis stehen. Die Jungs bauen dafür lieber. So was wie den Putzroboter aus Lego, den wir in der letzten Runde hatten.

Fließt von den "Jugend forscht"-Projekten auch etwas in Ihren Unterricht ein? Oder sind das zwei getrennte Welten?

Getrennte Welten sind das nicht. Die Schüler experimentieren auch in meinem Unterricht viel, die "Jugend forscht"-Teilnehmer berichten über ihre Projekte und wir leiten daraus allgemeine Erkenntnisse ab.

Was waren bislang die originellsten Projekte?

Beispielsweise eine Wäschespinne, über der sich bei Regen dank eines Sensors ein Schirm aufspannt. Die Schüler konnten darauf sogar ein Patent anmelden. Ein Schüler hat einen Multifunktionsbagger gebaut, ein anderer einen Detektor zum Nachweis ionisierender Strahlung. 2016 hat ein Schüler ein Programm geschrieben, mit dem jeder sein eigenes Computerspiel kreieren kann.

Und die Begeisterung für "Jugend forscht" fängt mit der fünften Klasse an?

Ja, die Kleinen sind sogar am aktivsten. Die größeren merken dann, dass es Arbeit ist. Die sind dann schon schwerer bei der Stange zu halten.

Ich höre heraus: Ihr Engagement ist mit viel Arbeit verbunden, Sie bekommen dafür aber auch sehr viel zurück...

Ganz genau. Es ist viel Arbeit, macht aber unheimlich viel Spaß. Das ist das, was Schule interessant macht.

Die ausschlaggebenden Kriterien für die Preisvergabe an Catrin Harz:

  • Wiederbelebung der „Jugend forscht“-AG am Gymnasium Nieder-Olm
  • gezielte Werbung für „Jugend forscht“ an ihrer Schule
  • Seit März 2015 MINT-Beauftragte
  • leitete erfolgreich die Bewerbung um die Auszeichnung als MINT-freundliche Schule
  • MINT-Projekte und Ausflüge wie die Teilnahme am Mädchen-Technik-Kongress in Pirmasens

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