Allergien
Trinken statt Niesen
Milch könnte beim Schutz vor Allergien eine wichtige Rolle spielen. Ein Forscherteam aus München startet jetzt eine neue Studie mit Kindern, die gerade abgestillt werden.
"Ich glaube, dass es eine gewisse Exposition braucht, um den Allergieschutz zu erlangen. Ferien auf dem Bauernhof allein reichen da wohl nicht aus." Erika von Multius
Dass es einen Zusammenhang zwischen dem bäuerlichen Umfeld und einer Allergieresistenz gibt, ist mittlerweile durch über 40 Studien belegt. Einige Beobachtungsstudien zeigen auch, dass dieser positive Effekt bei Nachbarskindern, die mit ihren Freunden vom Bauernhof spielen, ebenso eintritt. Doch was dafür wirklich ursächlich ist, wissen die Forscher bislang nicht. Sind es die Pollen, die Tierhaare oder spezielle Mikroorganismen? In diesem Jahr wird Erika von Mutius eine neue Studie starten, denn sie will die Rolle von Milch genauer untersuchen. "Der besondere Allergieschutz von Bauernhofkindern könnte zum Teil durch den Konsum von Rohmilch entstehen. Denn wir haben gesehen, dass Kinder auf Bauernhöfen oft unbehandelte Milch trinken", sagt die Forscherin.
Mit einer niederländischen Molkerei, die eine nur sehr gering behandelte Milch zur Verfügung stellt, haben die Wissenschaftler deshalb eine Kooperation geschlossen. Die Milch sei mikrobiologisch sicher, enthalte also keine krank machenden Keime, sagt von Mutius. Sie sei aber ansonsten so belassen wie eine Rohmilch. Die Auswirkungen dieser Milch sollen im Vergleich mit einer ultrahocherhitzten, also einer sehr stark behandelten Milch getestet werden. Dazu sollen Kinder, die gerade abgestillt werden, das Äquivalent von ein bis zwei Gläsern pro Tag trinken. "Wir wollen also das tun, was die Bauernhofkinder tun und worauf wir den asthma- und allergieschützenden Effekt zurückführen", sagt von Mutius. "Wir glauben, dass Milch ihren Schutzeffekt verliert, wenn sie zu sehr behandelt wird." Welche Substanzen dabei verloren gehen, könne man bislang nicht genau sagen. Infrage kommen zum Beispiel bestimmte Proteine oder Fette.
Allergieinformationsdienst
Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit hat das Helmholtz Zentrum München den Allergieinformationsdienst aufgebaut. Er richtet sich an Betroffene und ihre Angehörigen ebenso wie an die interessierte Öffentlichkeit. Dort sind wissenschaftlich geprüfte Informationen aus allen Bereichen der Allergieforschung zusammengestellt.
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