ERC Projekt
„Nichts in Europa kann damit konkurrieren“
Seine Forschung zog ihn nach Alaska – für einen ERC-Grant aber kehrte Guido Grosse nach Deutschland zurück. Im Interview erzählt der Geologe, warum man Dauerfrostböden auch von Potsdam aus erforschen kann.
Herr Grosse, Grants vom European Research Council sind begehrt. Erinnern Sie sich noch an den Moment, als die Einladung zum Interview kam?
Da war ich für Feldarbeiten in Nordalaska, und wollte gerade mit dem Schneemobil rausfahren. Ich musste die Feldarbeit früher beenden, bin windgegerbt und sonnengebräunt beim Interview erschienen – und hatte mich vor allem anhand von Online-Materialien vorbereitet. Denn von den USA aus konnte ich ja nicht mal eben so für Coachings nach Europa reisen.
Wie überzeugt man in so einem wichtigen Gespräch?
Man sollte vom eigenen Projekt begeistert sein und vermitteln können, dass man es tatsächlich durchziehen und mit letzten Risiken umgehen kann.
Worum geht es in Ihrem Projekt?
Ich beschäftige mich mit Permafrostböden, also Böden, die ständig gefroren sind. Sie speichern große Mengen Kohlenstoff aus Pflanzen- und Tierresten – etwa zweimal soviel wie in der Erdatmosphäre vorhanden ist. Im Zuge des Klimawandels tauen Teile dieser Böden schnell auf, dadurch wird der darin in mehreren tausend Jahren gelagerte Kohlenstoff mobilisiert. So gelangen Treibhausgase wie CO2 und Methan in die Atmosphäre. Das ist prinzipiell bekannt – die Frage ist, in welchem Ausmaß es geschehen wird. In unserem Projekt fragen wir uns deshalb: Welche Gegenden sind besonders anfällig für das Auftauen? Und wie viel Kohlenstoff wird freigesetzt?
Wie finden Sie all das heraus?
Wir werden in Sibirien und Alaska die Menge und Verteilung von Kohlenstoff in den Böden messen und Tauprozesse untersuchen – um das dann auf größere Gebiete zu übertragen. Dafür nutzen wir Fernerkundungen. Zeitserien von Satellitenbildern zeigen uns, wie sich die Landschaft verändert, also auch, wie schnell der Boden – etwa rund um Seen – taut. So können wir später Vorhersage-Modelle erstellen.
Da war ich für Feldarbeiten in Nordalaska, und wollte gerade mit dem Schneemobil rausfahren. Ich musste die Feldarbeit früher beenden, bin windgegerbt und sonnengebräunt beim Interview erschienen – und hatte mich vor allem anhand von Online-Materialien vorbereitet. Denn von den USA aus konnte ich ja nicht mal eben so für Coachings nach Europa reisen.
Wie überzeugt man in so einem wichtigen Gespräch?
Man sollte vom eigenen Projekt begeistert sein und vermitteln können, dass man es tatsächlich durchziehen und mit letzten Risiken umgehen kann.
Worum geht es in Ihrem Projekt?
Ich beschäftige mich mit Permafrostböden, also Böden, die ständig gefroren sind. Sie speichern große Mengen Kohlenstoff aus Pflanzen- und Tierresten – etwa zweimal soviel wie in der Erdatmosphäre vorhanden ist. Im Zuge des Klimawandels tauen Teile dieser Böden schnell auf, dadurch wird der darin in mehreren tausend Jahren gelagerte Kohlenstoff mobilisiert. So gelangen Treibhausgase wie CO2 und Methan in die Atmosphäre. Das ist prinzipiell bekannt – die Frage ist, in welchem Ausmaß es geschehen wird. In unserem Projekt fragen wir uns deshalb: Welche Gegenden sind besonders anfällig für das Auftauen? Und wie viel Kohlenstoff wird freigesetzt?
Wie finden Sie all das heraus?
Wir werden in Sibirien und Alaska die Menge und Verteilung von Kohlenstoff in den Böden messen und Tauprozesse untersuchen – um das dann auf größere Gebiete zu übertragen. Dafür nutzen wir Fernerkundungen. Zeitserien von Satellitenbildern zeigen uns, wie sich die Landschaft verändert, also auch, wie schnell der Boden – etwa rund um Seen – taut. So können wir später Vorhersage-Modelle erstellen.
Wie kamen Sie auf dieses Thema?
Ich habe Geologie studiert und für meine Diplomarbeit an Feldarbeiten in der Arktis teilgenommen – das hat mich so fasziniert, dass ich beim Thema bleiben wollte. Und das habe ich seit Abschluss meiner Doktorarbeit an der Universität Potsdam und am Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), auch getan.
Sie sind erst letztes Jahr wieder ans AWI zurückgekehrt – nachdem Sie jahrelang in den USA waren.
Das stimmt. Nach meiner Doktorarbeit habe ich mich gefragt: Wo kann ich in kurzer Zeit am meisten lernen – und wo ist Permafrost vorhanden? Die Universität Alaska war das perfekte Umfeld, um mich weiterzuentwickeln. Ich habe dort erfolgreich publiziert, Projekte eingeworben, und mich als Assistant Professor etabliert.
Warum dann die Rückkehr?
Ich wollte eine eigene und unabhängige Gruppe aufbauen und die Methode der Fernerkundung stärken. Das ist mit angfristiger Forschungsförderung natürlich leichter. Nach fast sieben Jahren in den USA habe ich im Herbst 2012 einen ERC-Antrag gestellt – auch mit dem Interesse, eventuell wieder nach Europa und ans AWI zu gehen. Meine Kontakte dorthin hatte ich immer gehalten.
Ein ERC-Projekt ist ein großes Unterfangen. Wann ist man aus Ihrer Sicht reif für eine Antragstellung?
Eine gute Frage! Ich war gerade noch im zeitlichen Rahmen, einen Starting Grant-Antrag stellen zu können. Etwas später, und ich hätte mich ins Rennen um einen Consolidator Grant begeben müssen. Ich hatte sicherlich den Vorteil, dass ich durch meine US-Forschungserfahrung schon gute Publikationen, Projektleitungen und internationale Kooperationen vorzuweisen hatte. Aber manche schaffen es ja auch kurz nach dem PhD.
Wie bereitet man so einen Antrag vor?
Ich habe eng mit den Kollegen vom AWI zusammengearbeitet, auch mit den zuständigen EU-Referenten. Gerade bei der Feldarbeit im außereuropäischen Bereich gilt es viel Administratives zu beachten, die gute Planung erfordern.
Was bedeutet der ERC-Grant für Sie?
Wissenschaftliche Unabhängigkeit! Er bietet die fantastische Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum eine eigene Gruppe aufzubauen und auf dieser eher frühen Karrierestufe eigenständig zu forschen. Damit kann in Europa nichts konkurrieren.
Ginge es auch ohne Grant?
Weil mir das Thema so wichtig ist, hätte ich versucht, es auch ohne ERC zu finanzieren, wenn auch auf anderem Niveau. Ob ich sonst auch nach Europa zurückgekehrt wäre, hätte natürlich in den Sternen gestanden. Bisher ist es ein guter Schritt – auch wenn ich mich nach so langer Zeit erst mal wieder in Deutschland einleben musste. Gut, wenn man Kollegen hat, die einem diesen Übergang erleichtern!
Ich habe Geologie studiert und für meine Diplomarbeit an Feldarbeiten in der Arktis teilgenommen – das hat mich so fasziniert, dass ich beim Thema bleiben wollte. Und das habe ich seit Abschluss meiner Doktorarbeit an der Universität Potsdam und am Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), auch getan.
Sie sind erst letztes Jahr wieder ans AWI zurückgekehrt – nachdem Sie jahrelang in den USA waren.
Das stimmt. Nach meiner Doktorarbeit habe ich mich gefragt: Wo kann ich in kurzer Zeit am meisten lernen – und wo ist Permafrost vorhanden? Die Universität Alaska war das perfekte Umfeld, um mich weiterzuentwickeln. Ich habe dort erfolgreich publiziert, Projekte eingeworben, und mich als Assistant Professor etabliert.
Warum dann die Rückkehr?
Ich wollte eine eigene und unabhängige Gruppe aufbauen und die Methode der Fernerkundung stärken. Das ist mit angfristiger Forschungsförderung natürlich leichter. Nach fast sieben Jahren in den USA habe ich im Herbst 2012 einen ERC-Antrag gestellt – auch mit dem Interesse, eventuell wieder nach Europa und ans AWI zu gehen. Meine Kontakte dorthin hatte ich immer gehalten.
Ein ERC-Projekt ist ein großes Unterfangen. Wann ist man aus Ihrer Sicht reif für eine Antragstellung?
Eine gute Frage! Ich war gerade noch im zeitlichen Rahmen, einen Starting Grant-Antrag stellen zu können. Etwas später, und ich hätte mich ins Rennen um einen Consolidator Grant begeben müssen. Ich hatte sicherlich den Vorteil, dass ich durch meine US-Forschungserfahrung schon gute Publikationen, Projektleitungen und internationale Kooperationen vorzuweisen hatte. Aber manche schaffen es ja auch kurz nach dem PhD.
Wie bereitet man so einen Antrag vor?
Ich habe eng mit den Kollegen vom AWI zusammengearbeitet, auch mit den zuständigen EU-Referenten. Gerade bei der Feldarbeit im außereuropäischen Bereich gilt es viel Administratives zu beachten, die gute Planung erfordern.
Was bedeutet der ERC-Grant für Sie?
Wissenschaftliche Unabhängigkeit! Er bietet die fantastische Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum eine eigene Gruppe aufzubauen und auf dieser eher frühen Karrierestufe eigenständig zu forschen. Damit kann in Europa nichts konkurrieren.
Ginge es auch ohne Grant?
Weil mir das Thema so wichtig ist, hätte ich versucht, es auch ohne ERC zu finanzieren, wenn auch auf anderem Niveau. Ob ich sonst auch nach Europa zurückgekehrt wäre, hätte natürlich in den Sternen gestanden. Bisher ist es ein guter Schritt – auch wenn ich mich nach so langer Zeit erst mal wieder in Deutschland einleben musste. Gut, wenn man Kollegen hat, die einem diesen Übergang erleichtern!
Projekt
PETA-CARB - Rapid Permafrost Thaw in a Warming Arctic and Impacts on the Soil Organic Carbon Pool
Förderung: ERC - Starting Grant-2013
Forschungsgebiet: Geowissenschaften / Polarforschung
Panel: PE10
Forschungsleiter: Dr. Guido Grosse
Gasteinrichtung: Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Förderzeit: 1. Nov. 2013 – 31. Okt. 2018
ERC Förderung: 1.786.966 €
Mehr Informationen zu den ERC Starting Grants finden Sie hier: http://erc.europa.eu/starting-grants/german
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