Nachgefragt!
Können Viren aus einem Sicherheitslabor ausbrechen?
Gefährliche Krankheitserreger erforschen Wissenschaftler in streng abgeschirmten Laboren. Sie sind in unterschiedliche biologische Schutzstufen eingeteilt, Schutzstufe 4 (S4) gewährt die höchste Sicherheit. Susanne Talay leitet zwei S3-Labore am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und erklärt, warum Erreger nicht aus diesen Laboren rauskommen
„Wir arbeiten mit Krankheitserregern, die ein gewisses Risiko für Wissenschaftler und Umwelt bergen – etwa dem Dengue-Virus, Vogelgrippe-Viren oder dem EHEC-Erreger. Sie lagern bei minus 80 Grad in Röhrchen, die nur mit einem Strichcode beschriftet sind. Das verhindert einen gezielten Missbrauch. Am wichtigsten ist aber: Was in einem S3-Labor ist, bleibt auch darin. Das gilt für alle Materialen, sogar für die Raumluft. Von der Handschuhschachtel bis zur Pipette wird alles 30 Minuten lang bei 120 Grad in Wasserdampf gekocht – danach ist jeder anhaftende Organismus tot. Auch der Luftaustausch mit der Außenwelt geschieht nur kontrolliert: Die Fenster lassen sich nicht öffnen, Lüftungssysteme filtern die Abluft.
Im Labor herrscht Unterdruck. Die Wissenschaftler betreten den Sicherheitsbereich über eine Schleuse, die einen leichteren Unterdruck hat als das Labor selbst. Durch diese Druckunterschiede kann Luft zwar in das Labor strömen, nicht aber heraus. Jeder Forscher trägt an seinem Ganzkörperanzug ein Notruf-Handy. Das sendet einen Alarm, sobald es in eine horizontale Lage geht – etwa wenn der Träger bewusstlos wird und umkippt. Wenn die Wissenschaftler das Labor verlassen, bleibt ihre Kleidung in der Schleuse. Bei Stromausfall versorgen Dieselgeneratoren das Labor bis zu drei Tage mit Strom. Und sollte es brennen, löscht sich die Anlage selbst. Im Extremfall könnten die Flammen 90 Minuten lang lodern, ohne dass etwas nach außen gelangt. Danach wäre zwar die Abschirmung durchbrochen, aber auch jeder Erreger tot.“
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