Portrait
Im Schlauchboot gegen das Treibeis
Traumjob auf hoher See: Auf monatelangen Expeditionen erforscht der Meeresbiologe Lennart Bach, wie sich die Ozeanversauerung auf Algen auswirkt.
Elegant tauchen die Seehunde ab und gleiten durchs Wasser. Spaziergänger bleiben stehen und beobachten fasziniert, wie die Tiere im Außenbecken des GEOMAR-Aquariums ihre Bahnen ziehen. Sie sind die Hauptattraktion der ansonsten eher trostlosen Kieler Flaniermeile. Doch Lennart Bach kommt nur sehr selten hierher, obwohl sein Büro nur wenige Schritte entfernt liegt. „Seehunde interessieren mich nicht besonders“, sagt der promovierte Meeresbiologe des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, dann fügt er grinsend hinzu: „Meeressäugetiere wissenschaftlich zu beobachten, würde mich schnell langweilen!“
Für seine Forschungsobjekte muss Lennart Bach weit hinaus fahren aufs Meer – und deutlich kleiner als Seehunde sind sie auch: Es sind Exemplare der Kalkalge Emiliania huxleyi, die es ihm angetan haben, Wasserpflanzen, die an der Oberfläche kleine, filigrane Kalkstrukturen bilden. Nur vier Mikrometer messen sie, das ist ungefähr fünfzigmal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Um diese Kalkalgen zu erforschen, verbringt Lennart Bach viel Zeit auf hoher See. Manchmal ist der 30-Jährige sogar monatelang unterwegs. Bei seinen Expeditionen hat er im Schlauchboot gegen Treibeis in Schweden gekämpft und gegen Stürme im Atlantik. Für viele wäre die schwere Arbeit, bei der die Forscher viel Zeit in abgelegenen Forschungsstationen verbringen, ein Alptraum. Für Lennart Bach nicht: „Das ist das Beste, was ich mir als Forscher vorstellen kann.“
Der Wissenschaftler, der seine ganze bisherige Forschungskarriere in Kiel verbracht hat, ist braun gebrannt von der Ostsee- Sonne, ein sportlicher Mann mit dunklen Haaren. Auf dem Weg in sein Büro nimmt Lennart Bach zwei Stufen auf einmal und redet dabei ununterbrochen. „Bitte nicht über die Sachen wundern, die hier herumstehen!“ Im Flur stapeln sich Aluminiumkisten mit Messgeräten und Ausrüstung, die Bach und sein Team für die Forschung auf offener See brauchen. In drei Monaten sind sie wieder unterwegs, diesmal vor der Küste Gran Canarias. Es ist ihr zweiter Aufenthalt dort: Beim ersten Mal vor einem halben Jahr hat ein Sturm ihnen die Messstationen zerstört. Jetzt müssen sie einige ihrer Experimente noch einmal wiederholen. Lennart Bach seufzt – es werden anstrengende Monate, das weiß er: „Da draußen gibt es keine Zeit zum Relaxen. Wir arbeiten 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche.“ Schon bei der Vorbereitung muss jeder Handgriff sitzen, aber die 30-köpfige Expeditionsmannschaft unter der Leitung von Ulf Riebesell ist inzwischen ein eingespieltes Team. „Für uns ist das positiver Stress“, sagt Bach.
Im offenen Meer vor Gran Canaria bauen Lennart Bach und seine Kollegen so genannte Mesokosmen auf: Das ist eine Art übergroßer Reagenzgläser, die bis zu 22 Meter unter die Wasseroberfläche reichen. Dadurch entsteht ein Wasserbereich, der von der Umgebung abgeschottet ist. In ihm machen die Wissenschaftler eine Bestandsaufnahme der Kleinstlebewesen – und gleichzeitig ändern sie gezielt die Umweltbedingungen. In den Reagenzgläsern erhöhen sie zum Beispiel die Kohlenstoff-Dosierung und simulieren damit einen Effekt, der einen deutlichen Einfluss auf die Ozeane haben dürfte: Wird wegen der weltweit steigenden CO2-Emissionen mehr Kohlenstoff vom Wasser aufgenommen, sinkt der pH-Wert. Der Ozean wird saurer. Wer einmal einem verkalkten Wasserkocher mit Zitronensäure zu Leibe gerückt ist, weiß, dass die Säure die Kalkkruste auflöst. Genau diesen verheerenden Effekt könnte die Ozeanversauerung auf Muscheln, Korallen und andere kalkbildende Lebewesen haben. So hat Lennart Bach beobachtet, dass die Kalkplättchen der Algen brüchig werden und sich im Extremfall sogar auflösen. „Aber die Algen sind auch in der Lage, sich an die saure Umgebung anzupassen. Nun wollen wir unter anderem herausfinden, wie schnell diese Prozesse ablaufen“, erklärt er.
Von seinem Büro aus hat Lennart Bach die Kieler Förde stets im Blick. Seit zehn Jahren lebt der gebürtige Freiburger mittlerweile in seiner Wahlheimat Kiel. Bewusst ist er hierher gezogen. Als Kind hatte ihn sein Bruder das erste Mal mit zum Wellenreiten auf dem Atlantik genommen. „Seitdem wusste ich, dass ich irgendetwas studieren wollte, das mit dem Meer zu tun hat.“ Von einer Karriere als Ozeanforscher wagte Bach damals freilich nicht zu träumen. Doch nicht nur seinem Studienfach ist er bis heute treu geblieben, sondern auch dem Surfen. Wenn an der Ostsee eine ordentliche Brise weht, dann zieht es Lennart Bach immer noch hinaus auf das Meer. Für alle Fälle steht sein Surfbrett griffbereit im Büro.
Für seine Forschungsobjekte muss Lennart Bach weit hinaus fahren aufs Meer – und deutlich kleiner als Seehunde sind sie auch: Es sind Exemplare der Kalkalge Emiliania huxleyi, die es ihm angetan haben, Wasserpflanzen, die an der Oberfläche kleine, filigrane Kalkstrukturen bilden. Nur vier Mikrometer messen sie, das ist ungefähr fünfzigmal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Um diese Kalkalgen zu erforschen, verbringt Lennart Bach viel Zeit auf hoher See. Manchmal ist der 30-Jährige sogar monatelang unterwegs. Bei seinen Expeditionen hat er im Schlauchboot gegen Treibeis in Schweden gekämpft und gegen Stürme im Atlantik. Für viele wäre die schwere Arbeit, bei der die Forscher viel Zeit in abgelegenen Forschungsstationen verbringen, ein Alptraum. Für Lennart Bach nicht: „Das ist das Beste, was ich mir als Forscher vorstellen kann.“
Der Wissenschaftler, der seine ganze bisherige Forschungskarriere in Kiel verbracht hat, ist braun gebrannt von der Ostsee- Sonne, ein sportlicher Mann mit dunklen Haaren. Auf dem Weg in sein Büro nimmt Lennart Bach zwei Stufen auf einmal und redet dabei ununterbrochen. „Bitte nicht über die Sachen wundern, die hier herumstehen!“ Im Flur stapeln sich Aluminiumkisten mit Messgeräten und Ausrüstung, die Bach und sein Team für die Forschung auf offener See brauchen. In drei Monaten sind sie wieder unterwegs, diesmal vor der Küste Gran Canarias. Es ist ihr zweiter Aufenthalt dort: Beim ersten Mal vor einem halben Jahr hat ein Sturm ihnen die Messstationen zerstört. Jetzt müssen sie einige ihrer Experimente noch einmal wiederholen. Lennart Bach seufzt – es werden anstrengende Monate, das weiß er: „Da draußen gibt es keine Zeit zum Relaxen. Wir arbeiten 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche.“ Schon bei der Vorbereitung muss jeder Handgriff sitzen, aber die 30-köpfige Expeditionsmannschaft unter der Leitung von Ulf Riebesell ist inzwischen ein eingespieltes Team. „Für uns ist das positiver Stress“, sagt Bach.
Im offenen Meer vor Gran Canaria bauen Lennart Bach und seine Kollegen so genannte Mesokosmen auf: Das ist eine Art übergroßer Reagenzgläser, die bis zu 22 Meter unter die Wasseroberfläche reichen. Dadurch entsteht ein Wasserbereich, der von der Umgebung abgeschottet ist. In ihm machen die Wissenschaftler eine Bestandsaufnahme der Kleinstlebewesen – und gleichzeitig ändern sie gezielt die Umweltbedingungen. In den Reagenzgläsern erhöhen sie zum Beispiel die Kohlenstoff-Dosierung und simulieren damit einen Effekt, der einen deutlichen Einfluss auf die Ozeane haben dürfte: Wird wegen der weltweit steigenden CO2-Emissionen mehr Kohlenstoff vom Wasser aufgenommen, sinkt der pH-Wert. Der Ozean wird saurer. Wer einmal einem verkalkten Wasserkocher mit Zitronensäure zu Leibe gerückt ist, weiß, dass die Säure die Kalkkruste auflöst. Genau diesen verheerenden Effekt könnte die Ozeanversauerung auf Muscheln, Korallen und andere kalkbildende Lebewesen haben. So hat Lennart Bach beobachtet, dass die Kalkplättchen der Algen brüchig werden und sich im Extremfall sogar auflösen. „Aber die Algen sind auch in der Lage, sich an die saure Umgebung anzupassen. Nun wollen wir unter anderem herausfinden, wie schnell diese Prozesse ablaufen“, erklärt er.
Von seinem Büro aus hat Lennart Bach die Kieler Förde stets im Blick. Seit zehn Jahren lebt der gebürtige Freiburger mittlerweile in seiner Wahlheimat Kiel. Bewusst ist er hierher gezogen. Als Kind hatte ihn sein Bruder das erste Mal mit zum Wellenreiten auf dem Atlantik genommen. „Seitdem wusste ich, dass ich irgendetwas studieren wollte, das mit dem Meer zu tun hat.“ Von einer Karriere als Ozeanforscher wagte Bach damals freilich nicht zu träumen. Doch nicht nur seinem Studienfach ist er bis heute treu geblieben, sondern auch dem Surfen. Wenn an der Ostsee eine ordentliche Brise weht, dann zieht es Lennart Bach immer noch hinaus auf das Meer. Für alle Fälle steht sein Surfbrett griffbereit im Büro.
Leser:innenkommentare