Helmholtz investiert 3,5 Millionen Euro in das multinationale Projekt SESAME in Jordanien
Berlin, 25.10.2018 - Die größte deutsche Forschungsorganisation baut ihre wissenschaftliche Kooperation in Nahost weiter aus. Die Helmholtz-Gemeinschaft hat heute bekannt gegeben, den Teilchenbeschleuniger SESAME in Jordanien mit 3,5 Millionen Euro zu fördern. Dies wird es ermöglichen, in einer neuen Strahlführung mit Hilfe hochmoderner weicher Röntgenstrahlung eine Vielzahl neuer wissenschaftlicher Untersuchungen im Bereich Materie durchzuführen – sowie die internationale Zusammenarbeit in der Region zu verstärken.
Die einzige Synchrotronstrahlungsquelle im Nahen Osten erhält einen wesentlichen Ausbau: Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert den Teilchenbeschleuniger SESAME in Jordanien für vier Jahre mit insgesamt 3,5 Millionen Euro. Das gab Helmholtz-Präsident Otmar D. Wiestler im Rahmen einer Nahost-Reise am Donnerstag in Amman bekannt. „Mit dieser Investition in eine ebenso außergewöhnliche wie wichtige Forschungsinfrastruktur fördern wir die wissenschaftliche Grundlagenforschung in dieser Region ganz entscheidend“, sagte Wiestler. „Wissenschaftler aus zahlreichen Disziplinen und Ländern des Nahen Ostens erhalten damit die Möglichkeit, gemeinsam auf internationalem Top-Level zu forschen.“
Das Akronym SESAME steht für “Synchrotron-light for Experimental Science and Applications in the Middle East”. Die Synchrotronstrahlungsquelle der dritten Generation ermöglicht es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beispielsweise, die Struktur neuer Materialien zu erforschen oder Biomoleküle zu analysieren. Mit der vierjährigen Förderung wird ein Helmholtz-Konsortium aus fünf deutschen Forschungszentren eine neue Strahlführung für sogenanntes weiches Röntgenlicht planen, konstruieren und installieren. Die beteiligten Zentren sind das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY, das Forschungszentrum Jülich, das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR), das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Bereits im Jahr 2003 wurde SESAME als internationales Projekt unter Beteiligung mehrerer Nationen aus dem Nahen Osten gestartet und im Jahr 2017 in Betrieb genommen. Ägypten, Iran, Israel, Jordanien, Pakistan, die palästinensischen Autonomiegebiete, die Türkei und Zypern engagieren sich hier gemeinsam. „Diese einmalige Kooperation bringt in einer sehr sensiblen politischen Region Menschen zusammen, die hochkarätige Wissenschaft betreiben und über diese Wissenschaft auch grenzüberschreitend zueinander finden“, sagt Rolf Heuer, der ehemalige CERN-Direktor, Senator der Helmholtz-Gemeinschaft und jetzige SESAME-Ratspräsident. „Dieses einmalige Forschungsprojekt hat deshalb nicht nur eine hohe wissenschaftliche Bedeutung für diese Region, sondern auch eine völkerverständigende.“
Seit der Gründung von SESAME beteiligt sich Deutschland als Beobachter im internationalen SESAME-Rat. Das Helmholtz-Zentrum DESY übernimmt diese Rolle im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. „„Ich freue mich sehr, dass wir die Erfolgsgeschichte von SESAME nun weiter fortschreiben“, sagt DESY-Direktor Helmut Dosch. „Die hochmoderne Strahlführung wird eine Vielzahl wissenschaftlich exzellenter Anwendungen ermöglichen und damit neue Kooperationen fördern.“
Die Bekanntgabe der weiteren Förderung von SESAME fand im Rahmen einer Helmholtz-Delegationsreise in Israel und Jordanien statt. In Tel Aviv hatte Helmholtz zuvor ein neues Auslandsbüro eröffnet, das die noch engere Zusammenarbeit mit der israelischen Wissenschaft und Wirtschaft ermöglichen wird. Die Helmholtz-Gemeinschaft zählt zu den Pionieren der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Israel. „Mit der Eröffnung unseres insgesamt vierten Auslandsbüros haben wir uns sehr bewusst für diesen Standort entschieden, weil wir in unseren langjährigen Kooperationen mit israelischen Partnern eine unglaubliche Dynamik wahrnehmen", sagt Helmholtz-Präsident Wiestler. „In vielen wissenschaftlichen Bereichen wie der Medizin, der Chemie oder Physik, der Umwelt- oder Energieforschung bietet das Land Spitzenwissenschaft auf internationalem Top-Level. Auf dem breiten Feld der Digitalisierung ist Israel Weltspitze. Deshalb wollen wir unsere hervorragenden Grundlagen nutzen, um eine neue Qualität der Zusammenarbeit und eine neue Dimension der Partnerschaft zu etablieren." SESAME biete die einmalige Gelegenheit, auch in der gesamten Region wissenschaftsdiplomatisch zu wirken.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner: Wolfgang Eberhardt, E-Mail: wolfgang.eberhardt@desy.de
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit mehr als 39.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 4,5 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
Leser:innenkommentare