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Antarktis

Helmholtz hilft bei Befreiung der Forschungsschiffe

Bild: Alfred-Wegener-Institut, meereisportal.de

Nach fast zwei Wochen konnten sich das russische Forschungsschiff „Akademik Shokalskiy“ und der chinesische Eisbrecher „Schneedrachen“ aus eigener Kraft befreien. Das Australische Rettungszentrum nutzte Satellitenaufnahmen des vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), um die Situation zu beurteilen. Der Meereisphysiker Thomas Krumpen vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) wertete die Bilder aus. Wir haben mit ihm gesprochen

Herr Krumpen, Sie werteten täglich Meereiskarten aus der Region, in der die Forschungsschiffe feststeckten, für das Australische Rettungszentrum aus. Welche Informationen konnten Sie den Behörden liefern?

Der DLR-Satellit TerraSAR-X sendet Mikrowellen aus und detektiert die Reflexion. Es ist also ein Radarsystem. Mikrowellen passieren Wolken ungehindert. Wir können also durch die Wolken hindurchblicken und auch bei Nacht Bilder machen. Das ist der eine Vorteil. Der andere ist die Auflösung. Die ist bei dieser Technologie sehr hoch, und das ist wichtig, da das Eis sich innerhalb von wenigen hundert Metern sehr stark unterscheiden kann. Letztendlich bekommen wir ein hochaufgelöstes Bild der Eisoberfläche.

Ist die Dicke des Eises nicht viel wichtiger als die Oberflächenbeschaffenheit?

Ja, aber gerade die Eisoberfläche verrät uns eine Menge über die Dicke und Beschaffenheit des Eises. Wir können beispielsweise gut erkennen, wenn zwei Eisschollen zusammengestoßen sind und sich ein Eisrücken gebildet hat. Solche Gebilde sind auch für Eisbrecher schwieriger zu bewältigen.

Wie kam es zu der Kooperation?

Dr. Thomas Krumpen, Bild: AWI

Wir haben die Australischen Behörden gefragt, ob sie Interesse an unseren Bildern hätten. Das hatten sie. Diese Art von hochauflösenden Radarbildern stehen normalerweise nicht einfach so zur Verfügung.

Das Polarforschungsschiff des AWI, die Polarstern, ist ebenfalls häufig in arktischen und antarktischen Gewässern unterwegs. Wie verhindern Sie, dass die Polarstern sich festfährt?

Entscheidend ist die Erfahrung der Besatzung, die Wetter und Eisbeschaffenheit immer im Auge haben muss, um den richtigen Weg durch das Eis zu finden. Den beschriebenen EInsatz von TerraSAR-X testen DLR und AWI seit Oktober auf der Polarstern. Die Satellitenaufnahmen helfen den Forschern auf dem Schiff übrigens auch dabei, geeignete Schollen für wissenschaftliche Experimente zu finden.

Wieso hat sich das erste Schiff, die "Akademik Shokalskiy", überhaupt festgefahren?

Das kann ich nicht wirklich beurteilen. Entscheidend war wohl ein relativ starker und über mehrere Tage anhaltender Wind aus östlicher Richtung. Vor dem Schiff befand sich eine größere Eiswand. Gleichzeitig drückte der Wind Eis seitlich an das Schiff, so dass es praktisch eingeschlossen wurde.

Wie geht es jetzt weiter? Die beiden Schiffe sind zwar frei, aber bleiben sie es auch? 

Die Windrichtung hat sich geändert, so dass sich die Situation deutlich entschärft. Ich rechne damit, dass beide Schiffe nun zurechtkommen. 

DLR und AWI testen satellitengestützte Verfahren zur Verbesserung der Schiffsnavigation

Meereisportal des AWI

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