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Interview

Für die Nachwuchsgruppe zurück nach Deutschland

Martina Schmid ist Professorin für Experimentalphysik an der Universität Duisburg-Essen. Ihr Spezialgebiet ist die ressourceneffiziente Energieumwandlung, insbesondere durch multi-optische Konzepte für Solarzellen. Von 2012 bis 2017 war sie Helmholtz-Nachwuchsgruppenleiterin am Helmholtz-Zentrum Berlin. Felix Wolf ist Informatikprofessor an der TU Darmstadt, er forscht zu Paralleler Programmierung. Seine Nachwuchsgruppe leitete er von 2006 bis 2011 am Forschungszentrum Jülich. Bilder (v.l.n.r.): Universität Duisburg-Essen; Klaus Mai

Martina Schmid und Felix Wolf forschten beide in den USA, als sie jeweils ihre Zusage für die Helmholtz Young Investigator Group erhielten. Wie sie die neue Phase der Unabhängigkeit erlebten, welchen Herausforderungen Sie gegenüberstanden und welche Tipps sie angehenden Gruppenleiter:innen geben würden, haben Sie uns im Interview verraten.

Frau Schmid, Herr Wolf, könnten Sie uns erzählen, wie Sie den Start Ihrer eigenen Helmholtz-Nachwuchsgruppe erlebt haben?

Martina Schmid: Ich erinnere mich, dass alles sehr schnell ging. Ich kam für die Nachwuchsgruppe aus den USA zurück und konnte sofort in die vollen Aufgaben einer Gruppenleiterin einsteigen. Besonders genossen habe ich die neu gewonnene Unabhängigkeit, sowohl thematisch als auch in der Personalverantwortung. Gleichzeitig waren die Kooperationen, etwa mit der Universität, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und innerhalb des Helmholtz-Zentrums, eine wertvolle Stütze. Mit der Nachwuchsgruppe konnte ich mich ausprobieren und bekam Unterstützung durch kompetente Mentoren über die Helmholtz-Gemeinschaft und seitens der Universität. Diese Konstellation eröffnete mir auch effektive Wege in die Drittmittelförderung.

Felix Wolf: Bei mir war es ähnlich – auch ich bin für die Nachwuchsgruppe aus den USA zurückgekehrt. Nach meiner Rückkehr fand ich mich in einer bekannten Institutsstruktur wieder, allerdings mit der neuen Herausforderung, eigenes Personal zu rekrutieren. Mit der Unterstützung aus der Personalabteilung ging das aber reibungslos. Als Postdoc in den USA hatte ich bereits ein Maß an Freiheit erlebt, aber die Leitung einer Nachwuchsgruppe brachte zusätzlich die Verantwortung für Mitarbeitende und insbesondere Doktorand:innen mit sich.

Welche Herausforderungen und Chancen ergaben sich für Sie in dieser Phase?

Martina Schmid: Eine wesentliche Herausforderung war es, innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit mit meiner Gruppe Labore aus- und aufzubauen und so die Experimente auszuweiten. Erfreulicherweise gelang uns dies so effizient, dass wir unsere Instrumente produktiv einsetzen konnten.

Felix Wolf: Bald nach dem Start meiner Gruppe erhielt ich eine W1-Professur an der RWTH Aachen. Zu meinen Aufgaben kam also noch das Thema Lehre hinzu. Ich gestaltete meine Lehrveranstaltungen von Beginn an selbst und fand darin eine starke Identifikation. Ich bin auch umgehend in die Drittmittelakquise gegangen. Auch in der Drittmittelakquise war ich früh aktiv, wobei mir ein „Virtuelles Institut“ mit Förderung aus dem Helmholtz Impuls- und Vernetzungsfonds half, ein stetig wachsendes Kooperationsnetzwerk aufzubauen.

Hatten Sie alternative Karrierepläne, falls die Leitung der Helmholtz-Nachwuchsgruppe nicht zustande gekommen wäre?

Martina Schmid: Ja, ich hatte ein Angebot für eine Habilitationsstelle in Betracht gezogen und auch über einen Wechsel in die Industrie nachgedacht. Die Habilitationsstelle bot jedoch keine Tenure-Option und war thematisch festgelegt. Mit einer eigenen Gruppe habe ich deutlich mehr Gestaltungsfreiheit und kann Themen effektiver vorantreiben.

Felix Wolf: Bevor ich die Zusage erhielt, hatte ich erwogen, in den USA zu bleiben. Während der Leitung der Nachwuchsgruppe konzentrierte ich mich voll auf das Ziel, die Nachwuchsgruppe zum Erfolg zu führen.

Was würden Sie Wissenschaftler:innen raten, die sich jetzt in der Postdoc-Phase befinden?

Felix Wolf: Aus meiner Sicht ist es sehr empfehlenswert, schon früh in der Postdoc-Phase eine eigene Gruppe zu beantragen. Ich selbst habe meinen Antrag nach eineinhalb Jahren gestellt. Es bietet nicht nur die Möglichkeit, eigene Forschungsideen voranzutreiben, sondern auch die akademische Laufbahn signifikant zu beschleunigen.

Martina Schmid: Ich stimme dem zu und würde ergänzen, dass die Kombination einer solchen Gruppe mit einer Juniorprofessur ein weiterer wichtiger Aspekt ist. Daher ist es ratsam, frühzeitig den Kontakt zu Helmholtz-Zentren zu suchen und sich über mögliche Synergien zu informieren.

Was ist Ihr Tipp für alle, die ihre eigene Gruppe aufbauen?

Martina Schmid: Ein Schlüssel zum Erfolg ist definitiv, exzellente Leute für das Team zu gewinnen. Meine ersten Doktoranden waren herausragend und haben wesentlich zum Erfolg der Gruppe beigetragen.

Felix Wolf: Das kann ich nur bestätigen. Neben der Rekrutierung von talentierten Mitarbeitenden ist es ebenso wichtig, ihnen Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Sie müssen sich mit den Zielen und der Vision der Gruppe identifizieren können.

Martina Schmid: Genau, und das ist das Schöne an einer neu gegründeten Nachwuchsgruppe: Sie bietet viel Raum für Mitgestaltung. Das motiviert und fördert die Kreativität des Teams.

Felix Wolf: Zusätzlich bietet eine solche Gruppe auch den Vorteil, dass sie ein Stück weit vom Alltagsgeschäft des Instituts entkoppelt ist. Das ermöglicht den Teammitgliedern, sich intensiver auf die Forschung zu konzentrieren. Es entsteht eine symbiotische Beziehung zwischen der Gruppenleitung und den Mitgliedern mit dem gemeinsamen Ziel, hochwertige Publikationen zu erstellen. Das ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Auch die Institutsleitung profitiert und unterstützt die Gruppe, denn ihr Erfolg strahlt auf das gesamte Institut aus.

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