Fehlbildungen
Ein Virus unter Verdacht
In Brasilien häufen sich Fälle von Mikrozephalie. Der Zusammenhang mit dem erst 2014 eingeschleppten Zika-Virus, das über Tiger-Mücken übertragen wird, liegt nahe. Doch noch ist viel zu wenig bekannt über ein Virus, das weltweit auf dem Vormarsch ist.
Das Zika-Virus hat bis vor kurzem niemanden groß interessiert. Es gibt hunderte Viren, die von Stechmücken übertragen werden, von denen noch nie jemand gehört hat und von denen doch mal irgendeins in den Fokus rücken könnte. Und gerade in solchen Ländern sind die diagnostischen Kapazitäten begrenzt. Darum dauert es, etwaige Zusammenhänge eindeutig nachzuweisen.
Ist der Zusammenhang zwischen einer Zika-Virus-Infektion und Mikrozephalie denn aus den Ursprungsgebieten bekannt?
Was wäre der wissenschaftlich korrekte Weg für den Nachweis?
Der Virus-Direktnachweis ist zwar einfacher Standard, das können auch fast alle Länder. Doch das Zika-Virus ist nur sehr kurz und sehr schwach bei kranken Patienten nachweisbar. Oft kann man nur noch die Antikörper nachweisen und dieser spezifische Antikörper-Test ist sehr kompliziert. Man müsste bei einer großen Anzahl schwangerer Frauen mit normal entwickelten und missgebildeten Föten die spezifischen Antikörper gegen das Zika-Virus nachweisen. Ein Hauptproblem dabei ist eine serologische Kreuzreaktivität mit Antikörpern die gegen das Dengue-Virus gerichtet sind.
Was kann man denn den Frauen in dieser Situation raten?
Vor Röteln kann man sich durch einen Impfung schützen – und vor Zika?
Da wäre ich extrem vorsichtig. Alle Modelle, die Vorhersagen machen wollen, wann es zu einem Dengue- oder Zika-Virus-Ausbruch kommt, funktionieren nicht. Es sind einfach zu viele Faktoren, die eingerechnet werden müssen, und die wenigsten davon versteht man. Angefangen von der Immunität bei den Menschen über die Immunität in den Stechmücken bis hin zu der Frage, ob Stechmücken, die bereits ein Virus in sich tragen, mit bestimmten anderen Viren gar nicht mehr infiziert werden können. Die Virusökologie ist stark vernachlässigt und kaum untersucht. Auch das Immunsystem der Steckmücken ist fast gar nicht erforscht. Man versteht einfach viel zu wenig davon, um Vorhersagen treffen zu können.
Ja, aber viele Mücken alleine machen noch keinen Ausbruch. Es bedarf weiterer Faktoren, die zusammenpassen müssen.
Die Mücken vor Ort effektiv und nachhaltig zu bekämpfen, würde Milliarden kosten. Für die deutschen Athleten beispielsweise gibt es ein spezielles Biosicherheitsprogramm des Auswärtigen Amts, um ihnen zu zeigen, wie sie sich vor diesen Infektionen schützen können. Wir machen dafür ein sogenanntes Stechmücken-Monitoring vor Ort: So kann man den deutschen Athleten Karten in die Hand geben, in welche Gebiete sie nicht gehen sollen, weil die Infektionsgefahr zu hoch ist. Das gilt etwa auch für Dengue.
Kann das Virus nur von der Mücke übertragen werden? Ein Infizierter, der nach Deutschland kommt, ist keine Gefahr?
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