Millenniums-Entwicklungsziele
Ein Leben in Würde für alle
Zur Jahrtausendwende formulierten die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen acht gemeinsame Ziele, die das Leben der Menschen verbessern sollten. Was hat sich bis heute tatsächlich geändert? Ein Überblick
Wir schreiben das Jahr 2015 – alle Kinder besuchen die Grundschule, Frauen und Männer haben weltweit gleichberechtigten Zugang zu Bildung, die Ausbreitung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten ist zurückgegangen. Hunger und extreme Armut betreffen nur noch halb so viele Menschen wie vor 25 Jahren.
Das war die Vision der Staats- und Regierungschefs und Abgeordneten der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN), als sie sich im Jahr 2000 auf gemeinsame Ziele einigten, die das Leben aller Menschen verbessern sollten. Die Millenniums-Entwicklungsziele sahen außerdem vor, die Kindersterblichkeit zu senken, die Gesundheitsversorgung der Mütter zu verbessern, ökologische Nachhaltigkeit sicherzustellen und eine globale Partnerschaft für Entwicklung aufzubauen. Als Frist legten sie das Jahr 2015 fest.
Zeit, sich anzusehen, in wieweit die Länder diese ehrgeizigen Ziele erreicht haben. Die Deklaration der Ziele und darauf aufbauende UN-Kampagnen haben zweifellos die öffentliche Wahrnehmung der Probleme einer sich entwickelnden Welt geschärft und enorme weltweite Anstrengungen hervorgebracht, um diese zu lösen. Doch gibt es wirklich Grund zu feiern, wie die UN in ihrem Bericht, den sie im Juli dieses Jahres vorgelegt haben, bilanzieren? Die meisten Millenniums-Entwicklungsziele beinhalten messbare Indikatoren. Beispielsweise sollte der Anteil der Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen müssen, von 1990 bis 2015 um die Hälfte reduziert werden. Weltweit gesehen wurde dieses Ziel erreicht. Nicht jedoch in den Ländern südlich der Sahara. Auch wenn mehr als eine Milliarde Menschen aus extremer Armut befreit werden konnte, ist sie nach wie vor ungleich verteilt. Im Jahr 2011 lebten 60 Prozent der Ärmsten in nur fünf Ländern: in Indien, Nigeria, China, Bangladesch und der Demokratischen Republik Kongo. Auf dem Land ist Armut häufiger als in der Stadt und Frauen sind stärker betroffen als Männer. Schätzungen gehen davon aus, dass die Verbreitung von Malaria, HIV und Tuberkulose seit 2000 tatsächlich zurückgegangen ist. Dennoch beobachten Wissenschaftler in rund 100 Ländern eine Zunahme der HIV-Neuerkrankungen.
Dieser Trend zeigt sich für viele der weiteren Ziele: Weltweit wurden große Fortschritte erzielt; betrachtet man die Ergebnisse jedoch im Detail, zeigt sich, dass die Ärmsten und die aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit ohnehin schon Benachteiligten zurückgelassen wurden. Die Politik sieht das genauso: „Die Welt ist besser als vor 15 Jahren, aber nicht gerechter“, stellt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller fest. „Wo wir nicht befriedigend vorangekommen sind, ist beim Abbau der Diskrepanz zwischen Arm und Reich – und zwar sowohl innerhalb der Staaten, als auch zwischen den Staaten."
Doch wie verlässlich sind die Zahlen und Indikatoren? Laut Weltbank existieren für einen großen Teil der Länder keine Daten, die Armut messbar machen. Noch schwieriger ist die Lage beim Thema Gesundheit: In den ärmsten Ländern werden selbst grundlegende Ereignisse wie Geburten und Sterbefälle nicht immer entsprechend UN-Standards erfasst. Oft müssen die Experten hier mit Schätzungen auskommen. Zum Teil stammen die Zahlen aus Umfragen, deren Verlässlichkeit stark variiert und deren statistische Relevanz zweifelhaft ist. „Die fehlende statistische Grundlage ökonomischer und sozialer Daten erschwert eine Bewertung der Millenniums-Entwicklungsziele“, fasst Jens Martens, Geschäftsführer des Global Policy Forums, zusammen, einer internationalen Nichtregierungsorganisation, die die Arbeit der UN überwacht.
Den Millenniums-Entwicklungszielen wird die Post-2015-Agenda folgen, die einen stärkeren Fokus auf Datengewinnung und -kontrolle legt. Besonderes Augenmerk soll außerdem auf Zielen für nachhaltige Entwicklung liegen. Auf den Erfahrungen und Erfolgen der Millenniums-Entwicklungsziele aufbauend, soll die Agenda ein „Leben in Würde für alle“ ermöglichen, so der Titel eines Berichts des UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon.
Das war die Vision der Staats- und Regierungschefs und Abgeordneten der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN), als sie sich im Jahr 2000 auf gemeinsame Ziele einigten, die das Leben aller Menschen verbessern sollten. Die Millenniums-Entwicklungsziele sahen außerdem vor, die Kindersterblichkeit zu senken, die Gesundheitsversorgung der Mütter zu verbessern, ökologische Nachhaltigkeit sicherzustellen und eine globale Partnerschaft für Entwicklung aufzubauen. Als Frist legten sie das Jahr 2015 fest.
Zeit, sich anzusehen, in wieweit die Länder diese ehrgeizigen Ziele erreicht haben. Die Deklaration der Ziele und darauf aufbauende UN-Kampagnen haben zweifellos die öffentliche Wahrnehmung der Probleme einer sich entwickelnden Welt geschärft und enorme weltweite Anstrengungen hervorgebracht, um diese zu lösen. Doch gibt es wirklich Grund zu feiern, wie die UN in ihrem Bericht, den sie im Juli dieses Jahres vorgelegt haben, bilanzieren? Die meisten Millenniums-Entwicklungsziele beinhalten messbare Indikatoren. Beispielsweise sollte der Anteil der Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen müssen, von 1990 bis 2015 um die Hälfte reduziert werden. Weltweit gesehen wurde dieses Ziel erreicht. Nicht jedoch in den Ländern südlich der Sahara. Auch wenn mehr als eine Milliarde Menschen aus extremer Armut befreit werden konnte, ist sie nach wie vor ungleich verteilt. Im Jahr 2011 lebten 60 Prozent der Ärmsten in nur fünf Ländern: in Indien, Nigeria, China, Bangladesch und der Demokratischen Republik Kongo. Auf dem Land ist Armut häufiger als in der Stadt und Frauen sind stärker betroffen als Männer. Schätzungen gehen davon aus, dass die Verbreitung von Malaria, HIV und Tuberkulose seit 2000 tatsächlich zurückgegangen ist. Dennoch beobachten Wissenschaftler in rund 100 Ländern eine Zunahme der HIV-Neuerkrankungen.
Dieser Trend zeigt sich für viele der weiteren Ziele: Weltweit wurden große Fortschritte erzielt; betrachtet man die Ergebnisse jedoch im Detail, zeigt sich, dass die Ärmsten und die aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit ohnehin schon Benachteiligten zurückgelassen wurden. Die Politik sieht das genauso: „Die Welt ist besser als vor 15 Jahren, aber nicht gerechter“, stellt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller fest. „Wo wir nicht befriedigend vorangekommen sind, ist beim Abbau der Diskrepanz zwischen Arm und Reich – und zwar sowohl innerhalb der Staaten, als auch zwischen den Staaten."
Doch wie verlässlich sind die Zahlen und Indikatoren? Laut Weltbank existieren für einen großen Teil der Länder keine Daten, die Armut messbar machen. Noch schwieriger ist die Lage beim Thema Gesundheit: In den ärmsten Ländern werden selbst grundlegende Ereignisse wie Geburten und Sterbefälle nicht immer entsprechend UN-Standards erfasst. Oft müssen die Experten hier mit Schätzungen auskommen. Zum Teil stammen die Zahlen aus Umfragen, deren Verlässlichkeit stark variiert und deren statistische Relevanz zweifelhaft ist. „Die fehlende statistische Grundlage ökonomischer und sozialer Daten erschwert eine Bewertung der Millenniums-Entwicklungsziele“, fasst Jens Martens, Geschäftsführer des Global Policy Forums, zusammen, einer internationalen Nichtregierungsorganisation, die die Arbeit der UN überwacht.
Den Millenniums-Entwicklungszielen wird die Post-2015-Agenda folgen, die einen stärkeren Fokus auf Datengewinnung und -kontrolle legt. Besonderes Augenmerk soll außerdem auf Zielen für nachhaltige Entwicklung liegen. Auf den Erfahrungen und Erfolgen der Millenniums-Entwicklungsziele aufbauend, soll die Agenda ein „Leben in Würde für alle“ ermöglichen, so der Titel eines Berichts des UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon.
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