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Drei Fragen an Hans-Ulrich Fried

Hans-Ulrich Fried ist promovierter Neurowissenschaftler und seit 2010 Leiter der Light Microscope Facility am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn. Zusammen mit seinem Team betreut er dort 35 teilweise selbst entwickelte State-of-the-Art-Lichtmikroskope.
Was ist das Spannendste an Ihrem Job?
Ich finde, dass die Lichtmikroskopie ein faszinierender Technologiebereich ist, der sich in den letzten Jahrzehnten rasant weiterentwickelt hat und weiterhin in Bewegung ist. Es ist äußerst spannend zu beobachten, wie neue Ideen und Prinzipien in der Lichtmikroskopie entstehen und wie deren Umsetzung zu innovativen Mikroskopen und Mikroskoptechniken führt, die letztendlich bahnbrechende Forschungsergebnisse ermöglichen. Es ist ein großes Privileg, eine Vielzahl unterschiedlicher Mikroskope für die Forschung betreuen und entwickeln zu dürfen und sie optimal einzusetzen. Besonders aufregend ist die Möglichkeit, Mikroskope im Team zu optimieren und weiterzuentwickeln. Insgesamt ist mein Job so schön vielfältig: von der Grundlagenforschung über die translationale Forschung bis hin zu komplexer Technologie und den physikalischen Grundlagen.
Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden: Was wäre Ihr nächstes Projekt?
Dann würde ich gerne ausprobieren, ob eine moderne Lichtmikroskop-Facility auch als „Fuhrpark“ für die Forschung gewinnbringend einzusetzen ist: Lichtmikroskopische Aufbauten können sehr kostspielig sein. Wenn ein Forschungsprojekt eine eher seltene Mikroskopietechnik erfordert, reisen die Forscherinnen und Forscher in der Regel in ein Labor, in dem diese Technologie gut etabliert ist. Manchmal ist es aber nicht so ohne Weiteres möglich, das Forschungsobjekt – oder den Workflow – in ein anderes Institut mit der passenden Lichtmikroskopie-Methode zu bringen. Oder es fehlen die entsprechenden finanziellen Mittel, die Technologie im eigenen Institut zu etablieren. Eine interessante Lösung könnte sein, auch hochkomplexe Mikroskope in einem Lkw oder Container zu betreiben und den Lkw dann zu dem Forschungsobjekt zu bringen. Dies wird gelegentlich von Mikroskopfirmen gemacht, aber eher als Produktdemonstrationen für Verkaufszwecke und nicht für Forschungsprojekte. Mit einem solchen Forschungs-Fuhrpark könnten sicherlich fantastische Entdeckungen gemacht werden!
Mit wem würden Sie gerne mal zu Abend essen und worüber würden Sie dann sprechen?
Es gibt viele interessante Gesprächspartner, aber wenn es bei dieser Einladung zum Abendessen nur die Grenzen der Fantasie gibt, würde ich gerne mit Menschen aus einer Zeit vor der Entwicklung der Schrift essen. Fast jedes Gesprächsthema wäre bei einem solchen Essen für mich unglaublich spannend.
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