Portrait
"Physik ist wie Bergsteigen"
Barbara Terhal forscht an den Computern der Zukunft. Diese werden um ein Vielfaches schneller sein als heutige. Wenn sie Laien von ihrer Arbeit in der Quantenphysik erzählt, erntet sie oft nur fragende Blicke. Dabei sei das gar nicht so schwierig, sagt sie mit breitem amerikanischen Akzent.
Dieses Gebilde neben dem Schreibtisch fesselt die Aufmerksamkeit als erstes: Wie ein Stern sieht es aus, gefaltet aus Papier, ein wenig größer als eine ausgestreckte Hand. Barbara Terhal lächelt – „Origami ist ein Hobby von mir“, erzählt sie. Die kleine Skulptur hat sie selbst gefaltet, und wenn sie Besuch hat, dient sie oft als Überleitung zu den ernsten Themen ihrer Forschung. Ein Dodekaederstern sei es, klärt sie auf, ein geometrisches Konstrukt mit zwölf Spitzen, alle gleich weit voneinander entfernt – „so ähnlich kann man sich auch einen Code für die Quantenfehlerkorrektur vorstellen, das ist genau das Thema, an dem ich arbeite.“
Barbara Terhal forscht an der RWTH Aachen und am Forschungszentrum Jülich auf einem so komplexen Gebiet, dass Laien oft schon die Fragestellungen nicht verstehen, geschweige denn die Erkenntnisse der Wissenschaftler. Mit der Quantenphysik setzten sich bereits Einstein und Heisenberg auseinander. Wie man sich die Quantenphysik denn vorstellen solle, wurde Heisenberg einmal gefragt, und er antwortete kurz angebunden: „Versuchen sie’s lieber gar nicht erst!“ Terhal schüttelt heute, vier Jahrzehnte nach dem Tod Heisenbergs, den Kopf über diesen Satz: „Damals wurde eher philosophisch über die Quantenmechanik diskutiert, besonders über die Frage, wofür man sie überhaupt brauche. Heute geht es darum, die Formeln konkret zu nutzen, um bessere Computer zu bauen.“ Die Quantenphysik sei kein unverständliches Mysterium, wehrt sie ab, sondern ein mathematischer Formalismus, an den man sich gewöhnen könne.
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