HELMHOLTZ extrem
Die 62-Meter-Luftpumpe
Das schafft kein Sturm und kein Orkan: Eine riesige Luftpumpe beschleunigt in Göttingen Luft auf mehr als 25.000 Kilometer pro Stunde. Mit ihrer Hilfe simulieren Wissenschaftler extreme Bedingungen, der Raumfahrzeuge und Überschallflugzeuge beim Durchfliegen der Atmosphäre ausgesetzt sind
Der entscheidende Unterschied zur Wirklichkeit abseits der Versuchshallen: Nicht das fliegende Objekt bewegt sich in der Luft, sondern die Luft strömt an festmontierten Modellen vorbei. An Hand dieser etwa einen Meter großen Modelle kann das Flugverhalten eines Raumschiffes oder Flugzeuges so bereits vor dem Bau getestet werden. Jedes Jahr stellen sich durchschnittlich fünf bis acht Modelle im so genannten Hochenthalpie-Kanal den Zumutungen des extremen Luftstoßes. In dem 62 Meter langen Windkanal verdichtet ein Kolben ein Gas wie in einer Riesenluftpumpe. Nach dem Platzen einer Stahlmembran komprimiert und heizt eine starke Stoßwelle die Luft auf, bevor sie in Höchstgeschwindigkeit in einer Windkanaldüse auf das Modell trifft. Der extreme Luftstoß im Experiment verursacht Temperaturen wie auf der Sonnenoberfläche, doch nur für die 0,001 Sekunden, die ein Versuch wegen der hohen Geschwindigkeiten dauert. Das ist so kurz, dass die Materialien im Windkanal nicht realisieren, dass sie schmelzen müssten. Kurz ist auch die Dauer der Experimente insgesamt: In seinem knapp 25-jährigen Bestehen haben die Forscher im Windkanal nicht viel mehr als eine Sekunde Messzeit ausgewertet. Betrieben wird der Windkanal vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das insgesamt mehr als 20 Windkanäle in Göttingen, Braunschweig und Köln unterhält.
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