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Portrait

"Der Ozean steht heute im Zentrum der nationalen Politik"

Bild: Fionn O'Fearghail, Marine Institute

In Irland hat sich die öffentliche Wahrnehmung für die Bedeutung des Ozeans in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stark gewandelt. Auch Dank Peter Heffernan – dem Leiter des nationalen Meeresforschungsinstituts der Republik.

Dieser Blick begeistert ihn auch nach Jahren noch: Wenn draußen der Sturm von der See aus heranzieht, sitzt Peter Heffernan in seinem gläsernen Büro mittendrin. Und wenn die Sonne scheint, kann er kilometerweit hinausschauen auf das Meer, das den modernen Bau auf einer irischen Landzunge umschließt. So viel näher kann er seinem Forschungsobjekt nicht sein: Heffernan ist Direktor des staatlichen "Marine Institute", und wenn er nach den Aufgaben seiner Einrichtung gefragt wird, antwortet er beinahe poetisch: "Wir wollen den Ozean umklammern. Wir sind schließlich eine maritime Nation."

Das Institut, das seine Zentrale nahe der Stadt Oranmore hat, ist eine irische Besonderheit: Mit seinen 200 Mitarbeitern ist es keine klassische Forschungseinrichtung, sondern die "nationale Agentur für maritime Forschung, Technologie-Entwicklung und Innovation", wie es mit vollständiger Bezeichnung heißt. Von der Grundlagenforschung bis zur Politikberatung zählen etliche Aufgaben in den Zuständigkeitsbereich des Instituts, das in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist.

"Als ich 1993 angefangen habe", sagt Peter Heffernan und lacht, "war ich der einzige Mitarbeiter." Damals beschloss die irische Regierung, auf einem Feld aufzuholen, das sie bis dahin vernachlässigt hatte. "Im Bereich der maritimen Forschung gab es eine jahrzehntelange Lücke", sagt Heffernan im Rückblick – und er, der junge Biologe, machte sich von einem kleinen Büro im Zentrum von Dublin daran, sie zu schließen. Das Institut in seiner heutigen Form ist komplett unter Heffernans Ägide entstanden; die jährlichen Haushaltsmittel sind in diesen Jahren um ein Vielfaches angewachsen. Und vor allem: Man habe dazu beitragen können, die öffentliche Wahrnehmung des Ozeans in Irland zu ändern. "Als wir an den Start gegangen sind, war das maritime Thema beinahe nebensächlich", sagt Peter Heffernan: "Heute steht es im Zentrum der nationalen Politik!"

Heffernan selbst ist inzwischen nur noch Manager, für die eigene Forschung bleibt ihm keine Zeit. Dass er sich mit dem Meer beschäftigen will, stand für ihn indes schon als Kind fest: Sein Vater war ein leidenschaftlicher Fischer, vor seinem Elternhaus in der irischen Provinz floss der Fluß Moy entlang, "einer der besten Lachs-Fischgründe in Westeuropa", sagt Heffernan. Als junger Mann also schrieb er sich für Meereswissenschaften an der National University of Ireland in Galway ein, seine Spezialisierung: Würmer am Grund des Ozeans. Als Post-Doc ging er dann an die amerikanische University of Georgia, wo er sieben Jahre lang blieb – "dort erlebte ich ein sehr gut gefördertes und strukturiertes System, das leistungsorientiert war. Aus dieser Zeit stammt mein Traum, so etwas auch in Irland aufzubauen."

Das Vorhaben gelang: Das Marine Institute ist heute in Irland selbst, aber auch international in etlichen hochkarätigen Forschungsverbünden dabei – und verwaltet seinerseits hochdotierte Forschungsprogramme. Regelmäßig veranstalten die Forscher Diskussionen für die Öffentlichkeit, um die Bedeutung des Ozeans zu vermitteln. "Viele Bürger wissen inzwischen, dass der Teil Irlands, der unterhalb des Meeresspiegels liegt, zehnmal mehr Fläche hat als der Teil oberhalb", sagt Heffernan. "The real map of Ireland" nennt er dieses Konstrukt, für das er virtuell das Wasser aus dem Ozean abgelassen hat, um die Größe Irlands besser zu verdeutlichen. Sein Grund dafür: Er will so demonstrieren, wie wichtig die Meeresforschung gerade auch für Irland ist.

Die Herausforderungen für seine Disziplin, da ist sich Heffernan sicher, werden künftig größer sein als heute. "Nehmen Sie nur das Beispiel der Regulierung des Fischfangs: Die Meere verändern sich derzeit wegen des Klimawandels grundlegend, dazu kommt in unserem Fall der Brexit – wenn Sie diese Entwicklungen gemeinsam betrachten, können Sie sich vorstellen, welche Herausforderungen das für die nächsten Jahre bedeutet." Die Fischfangquoten sind eines der Felder, auf denen Heffernan und seine Kollegen die irische Regierung beraten.

Mit den Aufgaben ist auch die Infrastruktur gewachsen. Die beiden Forschungsschiffe Celtic Explorer und Celtic Voyager gehören zur Flotte des Instituts, dazu kommt ein hochentwickelter Tauchroboter. Und natürlich das imposante Institutsgebäude auf der Landzunge, das fast auf allen Seiten vom Meer umschlossen ist und modernste Labors beherbergt. Nur eins, sagt Peter Heffernan und schmunzelt, habe sich seit seiner Kindheit nicht geändert: seine Faszination für das Meer. Inzwischen angelt er selbst bisweilen, so wie damals sein Vater. Oder er ist an Küstenstreifen unterwegs, wo man den ganzen Tag keinen Menschen treffe – "auch das", sagt er, "tut manchmal sehr gut." 

"The Real Map of Ireland" - Marine Institute

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