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„Bei der Luftqualität muss man weltweit zusammenarbeiten“

(Bild: Fotolia)

Annette Peters von Helmholtz Munich war als Expertin an den Richtlinien beteiligt, mit denen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Luftschadstoffe begrenzen will. Ein Interview über globale Zusammenhänge, Gesundheit – und den Ostwind.

 

Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie bei Helmholtz Munich. (Bild: Christian Kielmann)

Frau Peters, als Sie das WHO-Papier erstmals in die Hand genommen haben – gab es da etwas, das Sie überrascht hat?

Es gab eine positive Überraschung: Die neueren Studien wurden sehr ernst genommen und aus ihnen die Richtwerte abgeleitet. Es wurden sehr niedrige Feinstaubkonzentrationen festgelegt, und auch beim Stickstoffdioxid ist die Grenze von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter auf nur noch 10 Mikrogramm deutlich gesenkt worden. Ein zweiter positiver Aspekt: Auch die Werte für Spitzenkonzentration wurden reduziert - bislang wurden die Richtwerte für die Spitzenzeiten unabhängig von den jährlichen Durchschnittswerten festgelegt.

Bei der globalen Erwärmung wenden Kritiker immer wieder ein, dass unsere europäischen Maßnahmen nur wenig helfen, wenn auf anderen Kontinenten nichts unternommen wird. Wie ist es mit der Luftqualität: Wenn wir die Emissionen verringern, hilft das auch kleinräumig?

Da gilt beides: Natürlich spielt der Schadstoffausstoß vor Ort eine Rolle. Zugleich werden aber Partikel auch über Tausende von Kilometern transportiert. Wir in Europa haben das Glück, dass wir überwiegend die Luft aus dem Westen bekommen, und da liegt erstmal der Atlantik. Aber bei Ostwind merken wir immer, dass Schadstoffe aus ganz anderen Regionen zu uns transportiert werden. Wie weit die Winde tragen, merkt man etwa an heißen Sommertagen, wenn Sahara-Staub hier in unseren Breiten ankommt. Das zeigt: Auch bei der Luftqualität muss man weltweit denken und zusammenarbeiten.

Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang das One Health-Konzept?

Die Einflüsse der Umwelt auf den Menschen sind vielfältig: Stickoxide beispielsweise dringen tief in die Lunge ein und können dort eine Reizung auslösen. In großen epidemiologischen Studien findet sich immer wieder ein Zusammenhang zwischen der Stickoxidbelastung und vorzeitigen Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen. Ein anderes Beispiel: Menschen mit Asthma haben bei erhöhten Stickoxidkonzentrationen Atemnot und Atembeschwerden. Die Symptome verschlimmern sich, wenn die Patienten gleichzeitig auch noch mit Allergenen belastet sind. Das sind im Frühjahr Pollen und im Winter auch die Hausstaubmilben. Klar ist: Gerade die Allergien haben in den letzten Jahren zugenommen – und daher betreffen diese komplexen Umweltwechselwirkungen künftig immer mehr Menschen. Das One Health-Konzept ist ein vielversprechender Ansatz, denn wir müssen an diesen Themen fachübergreifend zusammenarbeiten, damit sich etwas ändert.

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