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Portrait

Auf einen Tanz mit dem Roboter

Dongheui Lee ist Associate Professor für Menschzentrierte Assistenzrobotik an der TU München und leitet eine Arbeitsgruppe am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Bild: (Foto: A. Heddergott / TUM)

Dongheui Lee möchte das ‚Gesamtkunstwerk‘ des Lernens auf künstliche Wesen übertragen.

Die Beine sind eindeutig zu erkennen, oben links auf der riesigen Skizze prangen sie mitsamt dem Knie- und Hüftgelenk, umzingelt von komplizierten Formeln und Diagrammen. "Da hatten wir neulich ein Brainstorming", sagt Dongheui Lee und zeigt auf die vollgekritzelte Tafel: "Das ist das Schema eines humanoiden Roboters, und wir überlegen gerade, wie sich seine Bewegungen verändern müssen, wenn er vom Gehen ins Rennen wechselt."

Was Dongheui Lee mit ihrem Team am Deutschen Zentrum für Luftund Raumfahrt (DLR) vor den Toren Münchens ausprobiert, kann sie genau genommen auch zu Hause beobachten: Ihr Sohn ist im Kindergartenalter, jeden Tag lernt er etwas dazu, jeden Tag perfektioniert er Bewegungs- und Reaktionsmuster. Genau das will Lee auf Maschinen übertragen. "Mich interessiert, wie sie von selbst Verhaltensweisen lernen können." Womit sie wieder bei ihrem Sohn ist: "Er brauchte etwa ein Jahr, bis er laufen konnte - ein langer Prozess, in dem er andere beobachtete, nachahmte und schließlich seine Bewegungen immer besser aufeinander abstimmte". Lee will dieses 'Gesamtkunstwerk' des Lernens auf künstliche Wesen übertragen.

Schon heute gibt es überall Roboter. Zuhause kurven selbstfahrende Staubsauger und Rasenmäher herum, in Fabriken setzen gewaltige Roboterarme eigenständig Schweißpunkte oder biegen Bauteile. Die nächste Stufe, davon ist die Forscherin überzeugt, sind Roboter, die nicht bloß ein Programm abspulen, sondern die mit den Menschen interagieren. Doch der Weg dorthin ist steinig. Nicht nur, dass Roboter dafür ihre Umgebung wahrnehmen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen müssen - nein, sie müssen alle diese Schritte auch simultan ausüben. Sie dürfen nicht erst beobachten, dann analysieren und schließlich reagieren. Sie müssen wie ein Mensch blitzschnell und flüssig das Richtige tun.

Dongheui Lee öffnet auf ihrem Computer ein Video: Es zeigt sie mit dem Roboter Justin, der ein bisschen aussieht wie ein Mensch. Gemeinsam üben sie das Tanzen. Lee nimmt Justins Roboterarm und bewegt ihn im Takt - und als sie loslässt, kann Justin die Bewegung exakt nachmachen. Bei einfachen motorischen Fähigkeiten klappt es schon, das Lernen - jetzt soll es an kniffligere Aufgaben gehen.

Darin liegt auch der Grund, dass sich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt für die Roboterforschung interessiert: Auf der Internationalen Raumstation zum Beispiel könnten Roboter die Außenhülle reparieren oder bei künftigen Marsmissionen eigenständig Bodenproben einsammeln. Oder sie bringen den Müll zur Erde zurück, der durch das Weltall fliegt und Satelliten bedroht. Aber auch auf der Erde könnten sich intelligente Roboter nützlich machen: Als Unterstützung bei komplizierten Operationen oder als Pfleger von Kranken und Alten.

Langsam werden immer komplexere Roboter zum Einsatz kommen, davon ist Dongheui Lee überzeugt. Die Smartphones von heute, so ist ihre Vermutung, bekommen nach und nach Motoren und übernehmen neue Aufgaben - eine langsame Entwicklung hin zu selbstständig lernenden Robotern. "Bis ich in Rente gehe", sagt sie, "wird es sie geben.

Wie Roboter Bewegungen lernen (TEDx Talks)

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