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in gut einer Woche ist Europawahl. Etwa 373 Millionen Wahlberechtigte in den 27 Mitgliedsstaaten können darüber abstimmen, wer bis 2029 im Europäischen Parlament sitzt. Eine Richtungswahl in vielerlei Hinsicht – auch für die europäische Forschung, wie Helmholtz-Präsident Otmar D. Wiestler im Standpunkt erläutert. Außerdem: Künstliche Intelligenz in all ihren Ausprägungen war eines der beherrschenden Themen auf der re:publica, Europas größter Digitalkonferenz. Auch Helmholtz war vertreten. Und: Eine neue Studie zeigt, warum Quallen vom Klimawandel profitieren und sich immer weiter nach Norden ausbreiten. |
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Quallen könnten künftig zu den wenigen Gewinnern des Klimawandels zählen. Denn wie zahlreiche Studien belegen, profitieren die transparenten Nesseltiere ganz erheblich von steigenden Wassertemperaturen, aber auch von Nährstoffeinträgen und Überfischung. In Kombination könnten diese Faktoren zu einer gewaltigen Verschiebung im Ozean führen – weg von einem produktiven und von Fischen dominierten Nahrungsnetz hin zu einem weniger produktiven Meer voller Quallen. Forschende sprechen deshalb bereits von einer drohenden „Ocean jellification“, also einer globalen „Verquallung“ der Ozeane. Trotz ihrer großen Bedeutung für alle Meeresorganismen werden die durchsichtigen Nesseltiere in ökologischen Studien und Modellsimulationen oft übersehen oder vernachlässigt. Mit seiner Studie füllt das Team um Dmitrii Pantiukhin vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) nun eine bedeutsame Wissenslücke und konzentriert sich dabei auf einen Hotspot des Klimawandels. „Von allen Ozeanen erwärmt sich der Arktische Ozean am schnellsten“, sagt der Studienerstautor. „Außerdem steht die Arktis für rund zehn Prozent der globalen Fischereierträge. Deshalb ist der hohe Norden ein idealer Ort für unsere Untersuchungen.“ Diese Ergebnisse machen deutlich, wie dramatisch der Klimawandel die Ökosysteme des Arktischen Ozeans in Zukunft verändern kann. „Die prognostizierte Ausdehnung der Quallenhabitate könnte massive und kaskadenhafte Auswirkungen auf das ganze Nahrungsnetz haben“, sagt Dmitrii Pantiukhin. Noch offen ist die Frage, wie sich der Vormarsch der Nesseltiere auf die arktischen Fischbestände auswirken würde. „Vieles spricht dafür, dass wichtige arktische Fischspezies wie der Polardorsch, dessen Larven und Eier häufig von Quallen gefressen werden, noch stärker unter Druck geraten“, erklärt Charlotte Havermans, Leiterin der Nachwuchsgruppe ARJEL am AWI. „Unsere Studie liefert daher eine wichtige Grundlage für weitere Forschungen auf diesem Gebiet. Und auch Management-Pläne im Fischereibereich müssen diese dynamische Entwicklung dringend berücksichtigen, wenn sie den Zusammenbruch stark befischter Bestände künftig vermeiden und diese nachhaltig bewirtschaften wollen.“ (Das Bild zeigt die Qualle Scyphozoa Cyanea capillata. Foto: Joan J. Soto-Angel)
Nächtliche Hitze erhöht das Risiko für Schlaganfälle deutlich Neuartiges Material für nachhaltiges Bauen |
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Es ist spannend, Umweltproben in den entlegensten Regionen der Welt zu nehmen, um daraus Rückschlüsse auf Transport und Verhalten von organischen Schadstoffen zu ziehen. Dafür sind wir mit Forschungsschiffen unterwegs und untersuchen anschließend im Labor Proben wie Meerwasser aus 3.000 Metern Tiefe, Schnee vom Nordpol oder Eisbohrkerne aus der Antarktis. Mich interessieren vor allem die Ergebnisse für neuartige Schadstoffe, zu denen bislang wenig bekannt ist. Unsere Arbeit kann für diese Substanzen erste Daten zum Langstreckentransport liefern, die wichtig für eine mögliche internationale Regulierung sind.
Ich würde ein Projekt zur Bedeutung bestimmter Chemikalien für die drei planetaren Krisen – Klimawandel, Umweltverschmutzung und Verlust der biologischen Vielfalt – starten. Die drei Aspekte werden auf wissenschaftlicher und politischer Ebene häufig für sich, aber nicht gemeinsam betrachtet. Es wäre spannend, in einer Beispielregion mit Forschenden aus den unterschiedlichsten Disziplinen am Verständnis der Zusammenhänge zu arbeiten und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Ein wichtiger Bestandteil des Projekts wäre ein professionelles Wissenschaftskommunikationsteam, über das von Beginn an Politik und Gesellschaft involviert werden.
Ich würde gerne mal mit Jutta Paulus zu Abend essen, die Europaabgeordnete und Expertin für das Thema Chemikalienpolitik ist. Mich würde sehr interessieren, wie Chemikaliengesetzgebung entsteht, wie die unterschiedlichen Interessengruppen agieren und wie wir als Forschende am besten beitragen können. |
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Die großen Fragestellungen unserer Zeit für die Wissenschaft, die Wirtschaft und die Gesellschaft machen nicht an Grenzen halt – und es ist von größter Bedeutung, sie gemeinsam und auf der europäischen Ebene anzugehen. Heute mehr denn je. Im Wettbewerb mit anderen Weltregionen und angesichts solch immenser Herausforderungen wie dem Klimawandel oder der Energiewende kann kein EU-Mitgliedstaat alleine bestehen. Im Europa des 21. Jahrhunderts sollten wir gemeinsam das europäische Projekt voranbringen und nicht in die Falle laufen, nationale Interessen zu priorisieren. Die Forschung kann zum Projekt Europa große Beiträge leisten. Engagierte Forschungskooperationen über Grenzen hinweg versetzen Europa in die Lage, seine ehrgeizigen Ziele in Bereichen wie Gesundheit, Energie, Verkehr, Umwelt, Klima oder einer digitalen Transformation umzusetzen. Es geht dabei um enorme Chancen. Um diese wahrnehmen zu können, benötigen wir ein demokratisches, handlungsfähiges und -williges sowie zukunftsorientiertes Europäisches Parlament – Gleiches gilt selbstverständlich auch für die Europäische Kommission und den Rat, in dem die Mitgliedstaaten vertreten sind. Ein großer Teil unserer Gesetzgebung hat seinen Ursprung auf europäischer Ebene. So verhandelt und bestimmt das Europäische Parlament bei zahlreichen forschungsrelevanten Themen mit – dazu zählten zuletzt etwa der Europäische Gesundheitsdatenraum, neue genomische Verfahren in der Pflanzenzucht oder der Umgang mit künstlicher Intelligenz. Das Europäische Parlament war in den letzten Jahren ein wichtiger Fürsprecher der Forschung – regelmäßig hat es das Budget von „Horizon Europe“, dem Rahmenprogramm der EU für Forschung und Innovation, vor Kürzungen bewahrt. Horizon Europe fördert die europäische und internationale Forschungszusammenarbeit, die von so entscheidender Bedeutung für Antworten auf unsere komplexen Fragestellungen ist. Unter anderem bringt das Programm Projektpartner mit unterschiedlichen Expertisen und Methoden aus ganz Europa und darüber hinaus zusammen. Nur in diesem Austausch lässt sich gesellschaftliche und technologische Entwicklung fördern. Sollten rechtsextreme Stimmen im Europäischen Parlament lauter werden, könnte sich das auch auf die Forschungszusammenarbeit negativ auswirken. Und sollte sich die EU weniger offen zeigen, droht auch die Attraktivität des Forschungs- und Innovationsstandorts Europa zurückzugehen und internationale Wissenschaftler:innen abzuschrecken. Das können wir uns nicht leisten. Wahlen sind gelebte Demokratie. Sie sind auch eine Chance, Grundwerte wie die Wissenschaftsfreiheit zu stützen und zu schützen. Der Europäische Forschungsraum, der eine Art EU-Binnenmarkt für Forschung darstellt, bietet den unerlässlichen Rahmen für die skizzierte exzellente Zusammenarbeit und den freien Austausch der Wissenschaft. Die Ideen zur Ausgestaltung sind so vielfältig wie seine Akteure. Oft wird um Details gerungen. Für das Gesamtbild steht aus meiner Sicht fest: Forschung und Entwicklung auf internationalem Spitzenniveau sind ein entscheidender Faktor für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft für Europa. Dafür braucht es nicht zuletzt ein Europäisches Parlament, dessen Abgeordnete den Wert der Forschung (an-)erkennen, das Forschungsportfolio aktiv mitentwickeln und sich bei ihren Entscheidungen auf wissenschaftsbasierte Fakten stützen. Europa geht uns alle an. Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament müssen wir die richtigen Weichen stellen. (Bild: Phil Dera) |
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Krebsforschung: Michael Baumann, Leiter des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), war bei Markus Lanz im ZDF zu Gast. In der Sendung geht Baumann auf die bahnbrechenden Fortschritte im Bereich der Krebstherapie ein, die in den vergangenen Jahren dank zunehmend personalisierter Behandlungsmethoden erzielt werden konnten. Citizen Science: Die Tagesschau um 20 Uhr berichtete über das Citizen-Science-Projekt #unsereFlüsse, eine Kooperation zwischen dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ und der ARD. Gemeinsam mit Umweltverbänden rufen die Projektpartner sowohl Kinder als auch Erwachsene dazu auf, den ökologischen Zustand der Bäche in Deutschland auf den Prüfstand zu stellen. Ein Reportageteam der ARD geht den eingereichten Meldungen nach und dreht über 30 ausgewählte Bäche eine TV-Dokumentation, die unter dem Titel „Unsere Flüsse“ im Oktober in der ARD ausgestrahlt wird. Natur- und Klimaschutz: Der steigende Meeresspiegel bedroht nicht nur die Menschen an den Küsten, sondern auch artenreiche Lebensräume wie das Wattenmeer. Im Interview mit RTL zeigt sich die Meeresbiologin Antje Boetius, Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, besorgt über den Zustand dieses einzigartigen Biotops. Auch wenn das Wattenmeer als UNESCO-Weltnaturerbe in Deutschland bereits gut geschützt sei, reiche dieser Schutz nicht aus, um seine Existenz auch für zukünftige Generationen zu sichern. Klimaneutrale Luftfahrt: Die Frankfurter Rundschau berichtet über die Studie „Innovative Antriebe und Kraftstoffe für einen klimaverträglicheren Luftverkehr“, die von Forschenden des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) verfasst und vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) veröffentlicht wurde. Der Bericht zeigt, dass nur etwa ein Drittel der Klimaauswirkungen des Luftverkehrs durch CO2-Emissionen verursacht wird. Die restlichen zwei Drittel, die wissenschaftlich bisher noch nicht klar erfasst sind, entstehen vermutlich größtenteils durch Rußpartikel, Kondensstreifen und Stickoxide. Grüne Energie: Das Handelsblatt zeigt eine Bandbreite an alternativen Speichermethoden zu Batterien und Wasserstoff auf, an denen aktuell in Deutschland geforscht wird. Darunter zählt auch ein Projekt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), in dem klimaneutrales Heizen mit Kalk erprobt wird. Der Bericht stellt außerdem ein Projekt von Forschenden des KIT vor, die der Frage nachgehen, inwieweit Eisen Kohle als Energieträger ersetzen kann. |
Herausgegeben von: Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V., Anna-Louisa-Karsch-Str.2, 10178 Berlin Fragen an die Redaktion senden Sie bitte an monthly@helmholtz.de
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