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Ebola-Epidemie

Impfung gegen Ebola

Bild: National Institutes of Health

Seit Dezember 2013 wütet das Ebola-Virus in Afrika. In den drei am schwersten betroffenen Ländern – Sierra Leone, Guinea und Liberia – hat das Virus mittlerweile mehr als 11.000 Menschenleben gekostet. Doch es gibt Hoffnung. Die medizinische Fachzeitschrift The Lancet berichtete Ende Juli über Feldversuche mit einem Impfstoff. Wie überzeugend sind die Ergebnisse?

Ursprünglich hatte sich im Dezember 2013 in Guinea ein einziger Mensch über ein Tier mit dem Ebolavirus infiziert. Von dort breitete sich das hochansteckende Virus, das erst grippeähnliche Symptome und dann ein lebensbedrohliches Fieber auslöst, in die Nachbarländer aus. Bisher hat das Ebolafieber über 11.000 Menschenleben gefordert, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO in einem aktuellen Report meldet. Über 25.000 Menschen haben sich vermutlich durch den Kontakt mit Kranken infiziert. Besiegt ist die Epidemie in Westafrika noch nicht. „Das hieße, dass mindestens drei Wochen lang kein neuer Fall auftritt“, sagt Ansgar W. Lohse, Experte für Infektionskrankheiten am Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf. Aus Guinea, Liberia und Sierra Leone wurden in den vergangen Monaten jedoch regelmäßig Neuinfektionen gemeldet.

Seit Ende 2014 arbeitet ein von der WHO gebildetes internationales Konsortium an der Entwicklung eines Ebola-Impfstoffs, den die Wissenschaftler bereits in einem Feldversuch testen konnten. Zwischen dem 1. April und dem 20. Juli 2015 wurden über 3.500 Personen in Guinea geimpft. Der Impfstoff mit dem Namen rVSV-ZEBOV habe eine 100-prozentige Wirksamkeit, berichteten die Medien übereinstimmend. Tatsächlich waren die Resultate so überzeugend, dass die medizinische Fachzeitschrift The Lancet am 31. Juli 2015 anders als sonst üblich bereits die vorläufigen Ergebnisse veröffentlicht hatte.

Für die Impfstudie in Guinea wurden nicht einfach Freiwillige gesucht. Die über 7.500 gezielt ausgewählten Personen, waren entweder mit einer an Ebolafieber erkrankten Person direkt in Berührung gekommen oder hatten Kontakt zu einer Kontaktperson. Ein Teil dieses Personenkreises wurde nach einer Zufallsauswahl sofort geimpft, die übrigen Gruppen mit drei Wochen Verzögerung. Bis zur Veröffentlichung der vorläufigen Studienergebnisse Ende Juli war unter den über 2.000 sofort geimpften Probanden niemand erkrankt. Ausgebrochen war das Ebolafieber zu diesem Zeitpunkt dagegen bei insgesamt 16 Personen. Sie waren entweder erst drei Wochen später oder gar nicht geimpft worden, etwa weil sie nicht zum Impftermin erschienen waren.

Von einem 100-prozentigem Impfschutz will Ansgar W. Lohse dennoch nicht sprechen. „Es sind zu wenige Fälle, um von einer 100-prozentigen Wirksamkeit auszugehen. Aber die Ergebnisse lassen hoffen, dass die Wirksamkeit sehr hoch ist. Wir gehen von 60 bis 100 Prozent aus.“ Offenbar ist der Impfstoff nicht nur effektiv, sondern auch sicher. Die einzige beobachte Nebenwirkung ist Fieber. „Das passiert bei anderen Impfungen mit Lebendimpfstoffen auch“, sagt Lohse „Die endgültige Analyse steht hier aber noch aus.“

Der Impfstoff wurde bereits vor über zehn Jahren in Kanada entwickelt. Anders als herkömmliche Lebendimpfstoffe enthält er nicht den Krankheitserreger selbst. Der Impfstoff rVSV-ZEBOV ist die abgeschwächte Form eines anderen Erregers, des Vesikulären Stomatitis-Virus (VSV), das bei Tieren eine Entzündung der Maulschleimhaut hervorruft. Der gentechnisch veränderte Lebendimpfstoff enthält nur einen kleinen Teil, nämlich ein einziges Eiweiß-Molekül des Ebolavirus. Der VSV-Virus ist für den Menschen harmlos. „Mit diesem neuen Konzept erzielt man einerseits eine effektive und andererseits eine sichere Immunantwort“, erklärt Lohse.

Wie der Impfstoff genau vor Ansteckung schützt und ob er womöglich auch bereits Infizierten helfen kann, ist derzeit noch unklar. Eine Immunreaktion bei geimpften konnte aber sowohl in der vorangegangen klinischen Studie als auch in der aktuellen Feldstudie nachgewiesen werden. Das Immunsystem bildet Antikörper, die den Erreger blockieren. Außerdem reagiert der Körper mit der Bildung sogenannter T-Zellen, die ebenfalls Viren erkennen und bekämpfen können.

Wegen der guten Resultate in Guinea sollen alle zukünftigen Teilnehmer der Studie grundsätzlich sofort geimpft werden. Der Hamburger Mediziner Lohse rechnet mit einer zügigen Zulassung des Impfstoffs, vermutlich schon im nächsten Jahr – vorausgesetzt die öffentliche Aufmerksamkeit für den Kampf gegen Ebola lasse nicht nach.

Neben rVSV-ZEBOV befinden sich derzeit noch weitere Ebola-Impfstoffe in der Entwicklung, die aber noch in klinischen Studien getestet werden müssen. „Wir brauchen diese Wirkstoffe unbedingt auch“, sagt Ansgar W. Lohse, „denn wir wissen nicht, ob die rVSV-ZEBOV-Impfung auch den Menschen hilft, die an einer Immunschwäche wie etwa AIDS leiden.“ Ein weiterer Grund: Der Impfstoff, der schon jetzt in Guinea viele Menschen vor einer Ansteckung bewahrt hat, enthält nur einen winzigen Bestandteil des Virus, das ursprünglich in Guinea von einem Tier auf den Menschen übertragen wurde. Was diesen Impfstoff sicher und gleichzeitig wirksam macht, könnte auch sein Schwachpunkt sein: Wenn das nächste Mal ein Ebolavirus auf den Menschen übergeht, der dieses Molekül nicht in sich trägt, weil es sich um eine andere Art handelt oder das Virus mutiert ist, dann fehlte dem Impfstoff sein Angriffsziel. Er bliebe ein zahnloser Tiger.

Zum Fachartikel aus The Lancet vom 31. Juli 2015: Efficacy and effectiveness of an rVSV-vectored vaccine expressing Ebola surface glycoprotein: interim results from the Guinea ring accination cluster-randomised trial

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