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SARS-CoV-2

Coronavirus-Ausbrüche per App eindämmen

IT-Anwendungen und Apps können helfen, die Coronavirus-Pandemie einzudämmen.Bild: Pixabay / Pexels

Smartphones können einen wichtigen Beitrag leisten, um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen. Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) hat schon 2014 eine App zur Seuchenbekämpfung entwickelt, die sich beim Ebola-Ausbruch in Westafrika bewährt hat und nun erweitert wurde. Bald können auch deutsche Gesundheitsämter diese Anwendung nutzen.

Infektionskrankheiten breiten sich rasant aus. Das zeigt die aktuelle Coronavirus-Pandemie: Innerhalb weniger Wochen ist das Virus von China in die ganze Welt gelangt. Mehr als 600.000 Menschen haben sich bereits infiziert, die Zahl der Neuinfektionen wächst exponentiell. 

IT-Systeme können helfen, Pandemien wie SARS-CoV-2 zu kontrollieren. Das haben Epidemiologen des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) schon vor sechs Jahren unter Beweis gestellt: Im Herbst 2014 – auf dem Höhepunkt der Ebola-Epidemie in Nigeria – hatte der Leiter der Abteilung für Epidemiologie am HZI Gérard Krause zusammen mit einer Kollegin die Idee, ein mobiles Informationssystem zur Seuchenüberwachung aufzusetzen. Das war der Startschuss für die App SORMAS (Surveillance, Outbreak Response Management and Analysis System), die Wissenschaftler des HZI gemeinsam mit Partnern wie dem Robert-Koch-Institut, dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, dem Hasso-Plattner-Institut und SAP entwickelt haben.

Gérard Krause, Leiter der Abteilung für Epidemiologie am HZI, hat SORMAS federführend entwickelt. Bild: HZI / Krüger

Infizierte und Kontaktpersonen schneller erfassen

Das System wird als App auf Mobiltelefonen betrieben und eignet sich besonders für den Einsatz in Regionen mit schwacher Infrastruktur. SORMAS nutzt Mobiltelefone, um Informationen über Infizierte und deren Kontaktpersonen schnell und umfassend an die Gesundheitsbehörden weiterzuleiten. So können die Behörden Risikoeinschätzungen treffen und Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung koordinieren. „Das Ganze funktioniert vernetzt in Echtzeit und synchronisiert sich laufend. Die Zahl erfasster Kontaktpersonen kann – wie beim Schneeballprinzip – in kurzer Zeit in die Höhe schnellen. Mit Papier oder klassischen Excel-Listen alleine wäre das nicht mehr so sicher zu managen“, erklärt Gérard Krause.

Mittlerweile ist die Anwendung für 20 verschiedene Infektionskrankheiten nutzbar: von Ebola über Denguefieber und Gelbfieber bis zu Masern, Cholera und Tollwut. „SORMAS ist schon bei sehr großen Ausbrüchen zu Einsatz gekommen – von Lassafieber, Affenpocken und Meningitis. Momentan deckt das System 400 Landkreise mit rund 85 Millionen Menschen in Nigeria und Ghana ab“, so Gérard Krause.

Mit SORMAS die Coronavirus-Pandemie bekämpfen

Nun wurde die Anwendung um ein Modul zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemieerweitert. „Aufgrund des flexiblen Bausteinkonzeptes von SORMAS konnten wir das spezifische Coronavirus-Modul bereits innerhalb weniger Tage aktivieren“, sagt die Virologin Juliane Dörrbecker, die die Konzeption leitete. Das Modul erlaubt es, auch in entlegenen Regionen Einzelfälle von an COVID-19 Erkrankten frühzeitig zu erfassen, klinische Details und Laborbestätigungen zu dokumentieren, alle Kontaktpersonen zu begleiten und ihnen frühzeitig eine Therapie anbieten zu können – für den Fall, dass sie ebenfalls erkranken. SORMAS generiert zugleich Daten in Echtzeit für eine fortlaufende Risikobewertung auf nationaler und internationale Ebene.

Schon jetzt hilft die Anwendung in Nigeria, Infizierte und deren Kontaktpersonen schnell ausfindig zu machen und zu betreuen. „Der erste westafrikanische COVID-19-Fall hatte zahlreiche Kontakte zu Menschen in ganz Nigeria. Da wäre es ohne eine solche mobile und digitale Steuerung eine noch größere Herausforderung, die Rückverfolgung und das Klinische Monitoring lückenlos sicherzustellen“, schildert der Epidemiologe Gérard Krause.

SORMAS auch in Deutschland nutzen

Nachdem sich SORMAS in Regionen mit schwacher Infrastruktur etabliert hat, arbeiten das HZI und das Robert-Koch-Institut momentan daran, das System auch in deutschen Gesundheitsämtern auszurollen. Ziel ist, den Ämtern einen besseren Überblick über die Lage zu verschaffen. Gérard Krause erklärt die Vorteile: „Deutschland nutzt zwar ein gutes digitales Meldesystem, bei dem aber das Kontaktpersonenmanagement noch nicht so ausgebaut ist. Deshalb haben wir nun eine spezielle Version von SORMAS für deutsche Gesundheitsämter erstellt. Wir wollen es rasch allen interessierten Gesundheitsämtern anbieten.“

Website SORMAS

Informationen des HZI

Forscherportrait Gérard Krause

Resonator-Podcast mit Gérard Krause

Aktuelle Forschung, Zahlen und Fakten zu SARS-CoV-2

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