p o r t r ät einen neubau gezogen, der für die forschung maß- geschneidert wurde und in dem die wissenschaft- ler zusammen mit ihren kollegen vom institut für schlaganfall- und demenzforschung sitzen. auch der synergy-cluster, der im rahmen der exzellenz- initiative entstand und dessen sprecher haass ist, hat hier seinen sitz. haass’ büro mit der gläsernen wand zum labor liegt im dritten stock, eine etage darunter werden patienten behandelt. „dieser unmittelbare kontakt zwischen uns im labor und den kollegen im klinischen bereich ist unbezahl- bar, der bringt uns gewaltig voran“, schwärmt haass. für sein eigenes team stellt er mittlerweile immer öfter mediziner ein, die zusätzlich als binde- glied fungieren. „ich selbst als nicht-mediziner darf mich ja nicht ans bett der patienten stellen.“ wieder einmal kommt haass zur genau richtigen zeit: um die forschung voranzutreiben, muss er dringend biomarker finden – hinweise im körper, die schon frühzeitig auf den späteren ausbruch einer alzheimererkrankung hinweisen. „um diese indikatoren zu finden, braucht man natürlich die molekularwissenschaft, aber eben auch möglichst viele gut charakterisierte patienten. diese beiden seiten können wir hier zusammenbringen.“ von den medizinischen möglichkeiten, die er durch seine forschung erschließen kann, ist christian haass so elektrisiert, dass er fast nichts anderes an sich heranlässt. „das geht nur, weil meine frau mir den rücken freihält“, räumt er ein: „ich gehe nie einkaufen, ich kenne mich überhaupt nicht mit finanzen aus, ich weiß nicht einmal, wie viel ich hier eigentlich verdiene.“ nur für eins nimmt er sich neben der wissenschaft noch zeit – für die vögel. „da war ich schon immer kompromisslos: zweimal pro woche gehe ich vögel beobachten, punkt. samstags und sonntags bin ich prinzipiell immer draußen, ganz unabhängig vom wetter, und dann manchmal noch morgens vor der arbeit.“ kann er eigentlich jetzt, wo er den brain prize gewonnen hat, im leben noch etwas errei- chen? haass antwortet wie aus der pistole geschos- sen: er will einen therapeutischen ansatz so weit entwickeln, dass er an patienten eingesetzt werden kann. und noch ein ziel gebe es da, sagt er und schmunzelt: eine expedition in die antarktis. „die hochseevögel, die albatrosse, die dort brüten – das ist absolut irre. das will ich einmal erleben!“ im nächsten sommer geht es aber erst mal nach spitzbergen, um die hocharktische vogelwelt zu studieren. kilian kirchgeßner vogelbeobachtungseine freizeit verbringt der alzheimerforscher christian haass am liebsten mit dem beobachten der vogelwelt – hier auf ekkerøy im äußersten nordosten von norwegen. bild: christian haass für die molekularbiologie entschieden. in heidel- berg war er noch nicht einmal beim diplom ange- kommen, als ihn „der blitz traf“, wie er sagte: groß wurde an der universität die antrittsvorlesung von professor konrad beyreuther angekündigt, einem pionier der alzheimerforschung. „ich habe mir seinen vortrag angehört und war hin und weg“, erinnert sich haass, „die entscheidung über meinen weiteren weg fiel in dieser vorlesung!“ mit beyreuther, der haass’ großer mentor wurde, ist er bis heute eng befreundet. was ihn faszinierte, waren die weiten, unbe- rührten ebenen, die vor den forschern lagen: „damals konnte man alles, was zum thema alzhei- mer geschrieben worden war, an einem einzigen wochenende durchlesen“, sagt er. mitte der 1980er- jahre war das, als sich zugleich abzeichnete, dass wegen der alterung der gesellschaft eine gewalti- ge sprengkraft in diesem thema steckte. als haass bald darauf in harvard anfing, veröffentlichte er in den ersten drei jahren drei papers in nature, ei- nem der renommiertesten naturwissenschaftlichen magazine, das texte nur bei bemerkenswerten durchbrüchen abdruckt. „diese goldgräberstim- mung war unvorstellbar. egal, was man damals angefasst hatte, die ergebnisse waren super.“ als er sich 1999 für eine professur an der ludwig-maximilians-universität in münchen interessierte, bewarb er sich mit der idee, einen sonderforschungsbereich für neurodegeneratio- nen aufzubauen. er bekam den ruf – und schon ein jahr später nahm der sonderforschungsbereich seinen betrieb auf. jetzt, vor wenigen monaten, bekam haass’ arbeit nochmals neuen schwung: der gesamte münchner standort des dzne ist in www online mehr porträts finden sie hier: www.helmholtz.de/ portraits 4 2 helmholtz perspektiven 04/2018