p o r t r ät flammender planetzusammen mit anderen wissenschaftlern wies heike rauer zum ersten mal titanoxid auf dem 2000 grad celsius heißen exoplaneten wasp-19b nach. bild: m. kornmesser/eso missionen, die ähnliche zielsetzungen wie plato hatten, und ich habe wirklich gefragt: lohnt sich das noch? und wenn herausgekommen wäre: ja, diese missionen bringen schon genau die informationen, die wir brauchen – dann hätten wir plato aufgegeben. aber das ergebnis war, dass unsere mission einen großen mehr- wert bringt, vor allem, weil wir sehr viel präzi- sere beobachtungen erwarten können.“ bei der nächsten auswahlrunde im jahr 2014 bekam ihr forschungsvorhaben grünes licht. „forschung ist für mich ein lebensstil, nicht nur ein job“, sagt heike rauer. die sportliche frau ist jetzt mitte 50, sie wirkt gelassen und sachlich. an ihren eng getakteten termin- kalender hat sie sich längst gewöhnt. das wo- chenende versucht sie freizuhalten, möglichst keine mail zu lesen. sie frühstückt ausgiebig mit ihrem mann, schaltet im garten ab oder se- gelt eine runde auf dem wannsee. dann sitzt sie schon wieder am schreibtisch und bereitet ihre vorlesungen vor. die viele arbeit stört sie nicht, im gegenteil: „ich habe einen echten traum- beruf“, sagt sie. www online mehr porträts finden sie hier: www.helmholtz.de/ portraits 4 2 helmholtz perspektiven 03/2018 um mit dieser begeisterung auch andere an- zustecken, will sie in ihrer funktion als neue leiterin das institut noch stärker als bisher für interessenten öffnen. vor allem die schüler- labore liegen ihr am herzen: den jugendlichen zu zeigen, was forschung wirklich ausmacht, und sie zu motivieren weiterzudenken – das findet sie wichtig. „meine erfahrung ist: gerade die astronomie kann jugendliche begeistern, die sich mit der frage nach dem woher und wohin auseinandersetzen. es motiviert sie, schwierige studiengänge anzugehen und eine gute ausbil- dung in den natur- und ingenieurwissenschaften zu erhalten“, sagt sie. sie habe eigentlich immer nur das gemacht, was sie interessiert habe, sagt heike rauer im rückblick, die karriere habe sich dabei irgendwie von selbst ergeben. „in der wissenschaft zu arbei- ten, das ist ein harter weg. man weiß lange nicht, ob es klappt oder nicht. auch ich habe manchmal gedacht: das ist jetzt die letzte konferenz – aber dann kam doch wieder ein gutes angebot. es ist wichtig, eigenen forschungsinteressen zu folgen, nur dann ist man wirklich motiviert, auf dem langen weg dabeizubleiben.“ mit ihrer leidenschaft für die astronomie, das erfährt sie immer wieder, ist sie nicht allein: „ich merke bei öffentlichen vorträgen, wie sehr es die menschen interessiert, was wir tun. ins- besondere auch die frage, wie planeten entste- hen, wie sich leben bildet und ob es auch um andere sterne planeten mit leben gibt – das beschäftigt die menschheit seit tausenden von jahren, aber heute können wir erstmals mit wissenschaftlichen methoden antworten auf diese fragen finden“, sagt sie. und: gibt es planeten, auf denen leben zu finden ist? primitive lebensformen, einzeller, vielleicht deutlich andere als hier auf der erde, hält rauer genauso wie viele ihrer kollegen für ziemlich wahrscheinlich, aber sie weiß auch: die meinungen sind nach wie vor geteilt. „auch diejenigen, die leben für extrem unwahrscheinlich halten, haben dafür gute gründe“, sagt heike rauer diplomatisch. inzwischen haben die for- scher eine genauere vorstellung davon, wie orga- nismen durch ihren stoffwechsel die atmosphäre um einen planeten verändern könnten. damit hinterlassen sie spuren, an denen man sie erken- nen kann. möglicherweise, hofft rauer, liefern die nächsten missionen schon einige antworten. antonia rötger