p o r t r a i t computerfirma ibm war terhal lange tätig, dazu am renommierten california institute of technology in pasadena. „als ich mit der arbeit anfing, wusste kaum jemand etwas über das feld der quanten- information“, sagt terhal. sie war zur richtigen zeit am richtigen ort: für ihre doktorarbeit an der univer- sität amsterdam suchte sie nach einem thema. über neuronale netze dachte sie nach und über biophysik, bis sie dann einen professor fand, der in das neue feld der quanteninformation einsteigen wollte. „weil das thema so neu war, wollte ich mich bald mit einer gruppe von forschern zusammenschließen, die mehr expertise auf dem feld hatte“, erzählt sie – und landete bei ibm in den bestens ausge- statteten firmenlaboren. es war die phase, in der die quantencomputer-forschung einen gewaltigen aufstieg erlebte: konkrete ergebnisse wurden greifbar, es floss viel geld in die forschung und etliche wissenschaftler spezialisierten sich auf das gebiet, in dem barbara terhal schon jahrelangen vorsprung hatte. „ich finde, physik ist so ähnlich wie bergstei- gen“, sagt sie: „du stehst vor einer wand und musst irgendwie hochkommen. du siehst eine menge leute am felsen, sie haben auf der einen seite ei- nen pfad gefunden und klettern hinauf. du kannst hinterher, etwas von ihnen lernen – aber vielleicht willst du auch deinen eigenen weg suchen.“ jeder schritt bei einem solchen aufstieg auf eigenen pfaden sei ungeheuer wichtig, man müsse immer die balance behalten, aber werde oben auf dem gipfel von einer großartigen aussicht belohnt. „da gewinnt man einblicke, die niemand anders auf der welt hat – that’s discovery!“, sagt sie freudestrah- lend. rund um das forschungszentrum jülich entsteht gerade eine internationale kooperation, die sich mit quanteninformation und quantencom- puting beschäftigt: eingebunden sind außer der rwth aachen auch die universität in delft – dort- hin wechselt barbara terhal, die ihr büro derzeit noch in aachen hat, zum wintersemester. in jülich bleibt sie weiterhin tätig. die kombination aus der öffentlich finanzierten forschung in jülich und der forschung in delft, wo unter anderem microsoft und intel beteiligt sind, hält sie für ideal. in der internationalen kooperation, zu der sich aachen, schwindelerregend visualisierung der quantenfehlerkorrekturcodes, an denen terhal forscht. bild: tamfang jülich und delft jetzt zu- sammenschließen, arbeiten viele teams an verschiede- nen fragestellungen rund um den quantencomputer. „mein persönliches ziel ist, die quantenfeh- lerkorrektur zum laufen zu bringen“, sagt terhal – „das ist eine ganz konkrete aufgabe.“ ibm hat gerade den ersten quantencomputer vorgestellt, der mit fünf qubits arbeitet. für terhal ist es nur eine frage der zeit, bis es modelle mit 15, 20 oder 50 qubits geben werde. ihre rückkehr nach europa im jahr 2010, hatte auch mit ihren drei kindern zu tun, die zwillinge sind heute 12 jahre alt, die ältere tochter 15: „ich habe meine kindheit in den niederlanden sehr genossen“, sagt sie, „und wollte das meinen kindern auch ermöglichen.“ also kam sie mit ih- rem mann zurück – david divincenzo ist ebenfalls ein erfolgreicher quantenphysiker, auch er arbeitet an der rwth aachen und am forschungszentrum jülich. die beiden haben einige aufsehenerregende arbeiten gemeinsam veröffentlicht. voraussetzung für eine glückliche beziehung sei es aber nicht, dass der partner die komplexen forschungsthemen versteht, lacht sie: „es gibt so wenig frauen in der quantenmechanik, da könnten die meisten männer ja sonst nie heiraten!“ einer der gründe für ihren wechsel von ibm in die akademische sphäre sei es auch gewesen, dass sie hier mit dem nachwuchs arbeiten könne. häufig, erzählt barbara terhal, säßen studierende bei ihr im büro. jetzt kommt sie zurück auf ihre analogie zwischen der physik und dem bergstei- gen: „die wollen so schnell wie möglich da hoch auf diesen felsen. aber manche sind zu ungeduldig, die fallen runter oder folgen einfach der horde auf den eingetretenen pfaden.“ sie selbst suche sich ihren weg lieber selbst. auf die frage, ob sie das gefühl des gipfel- stürmens in natura schon einmal selbst erlebt habe, schüttelt barbara terhal den kopf: „nein, für mich ist das nichts.“ dann lacht sie kurz auf und schiebt nach: „um ehrlich zu sein: ich habe höhenangst!“ kilian kirchgeßner www online mehr portraits inden sie hier: www.helmholtz.de/ portraits/ 4 2 helmholtz perspektiven | sommer 2017