p o r t r ät klein und starkdie dresden laser acceleration source – kurz: draco. bild: hzdr/jürgen lösel www online mehr porträts finden sie hier: www.helmholtz.de/ portraits ich mir nicht vorstellen, etwas anderes zu studieren als physik!“ dass sein eigener sohn, das älteste von drei kindern, inzwischen selbst in münchen physik studiert, passt perfekt in diese generatio- nenfolge. wie ein zufall wirkt dabei nicht einmal die ortswahl, denn auch für ulrich schramm war münchen eine wichtige station. „damals wechselte dietrich habs an die ludwig-maximilians-universi- tät nach münchen und bot mir an, mitzukommen“, erinnert sich schramm an seinen akademischen ziehvater. es war das jahr 1996, und eigentlich hatte er gerade überlegt, als postdoc in die usa zu wechseln. „das war damals der klassische weg, um dann für eine assistenzprofessur wieder zurückzu- kehren.“ er übersprang die phase und wurde direkt assistenzprofessor in münchen mit einer zehn-jah- res-stelle. „so ein angebot kriegt man nur einmal im leben“, sagt er, „und dann war auch noch das thema unglaublich spannend.“ tatsächlich war ulrich schramm, ohne es zunächst zu ahnen, bei der geburt eines neuen forschungsfelds dabei. innerhalb weniger monate kam seine gruppe in engen kontakt zum münch- ner max-planck-institut für quantenoptik. die physiker dort entwickelten zu der zeit teilchen- beschleuniger, die auf lasern basierten – und brauchten für ihre theorien handfeste nachweis- methoden. damit konnte schramm helfen; im institut für kernphysik, an dem er arbeitete, gab es die nötigen instrumente. „das war der moment, in dem beschleunigerphysik, kernphysik und laser- physik quasi zusammengewachsen sind“, erinnert sich schramm. für die wissenschaft folgte der 4 2 helmholtz perspektiven 02/2018 aufbruch in ein neues feld – und für ihn selbst die endgültige entwicklung vom strahlenphysiker zum experten für hochleistungslaser. als er 2006 nach dresden ans hzdr wech- selte, das damals noch als forschungszentrum rossendorf firmierte, nahm er die neue expertise mit. „ich wusste recht wenig von der forschung in rossendorf“, räumt er freimütig ein, „nur so viel, dass professor sauerbrey, der in dem feld einer der pioniere war, ein halbes jahr vorher die wissen- schaftliche leitung übernommen hatte und das ziel verfolgte, dresden zum zentrum für hochleistungs- laserphysik auszubauen.“ schramm nahm das angebot zum wechsel an, zog mit seiner familie in eine altstadtwohnung und radelt seither, wenn es das wetter zulässt, die 15 kilometer raus ins büro in den vorort rossendorf. dass die ambitionierten pläne realisiert wurden und das hzdr tatsächlich zu einem der vorreiter etwa auf dem feld der medizinphysik geworden ist, daran hat auch ulrich schramm mitgewirkt, der seit 2011 direktor des instituts für strahlenphysik ist. er schaut auf seinen schreibtisch, auf dem sich papierstapel türmen. dieser tisch, sagt er, sei das gegenmodell zu seinem labor: „dort lege ich wert auf akribische ordnung, am messplatz muss man sofort erkennen, wenn ein detail anders ist als am tag zuvor.“ viele der papiere auf seinem schreibtisch haben mit dem projekt zu tun, das ihn gemeinsam mit seinem co-direktor thomas cowan seit einigen jahren umtreibt: zusätzlich zu dem dresdner hochleistungslaserlabor errichtet das in- stitut in einer außenstelle am europäischen freie- elektronen-laser xfel in hamburg ein ähnliches labor. „derzeit strahlen wir mit hochintensivem laserlicht etwa auf eine metallfolie, beschleuni- gen aus ihr dadurch die elektronen heraus und gewinnen damit einen protonenstrahl“, erklärt ulrich schramm. „wir können sehr gut beobachten, was vor der folie und was hinter ihr geschieht, aber das problem ist: wir wissen nicht, was in der folie selbst passiert.“ um das zu ändern, soll jetzt der hamburger xfel helfen – der arbeitet mit röntgenstrahlen, dank derer die wissenschaftler in die metallfolie hineinschauen können. ulrich schramm fiebert jetzt dem frühling entgegen. da wird der neue laser montiert; nach ausgiebigen tests soll es dann zum ende des jahres mit den ersten tatsächlichen experimenten losge- hen. und schramm ist sich sicher: schwere türen, hinter denen das smartphone keinen empfang mehr hat, wird es auch dort geben. kilian kirchgeßner