p o r t rai t untergrundmodell grafische darstellung der grundwasserströmungen in berlin. bild: magdalena scheck-wenderoth von tübingen nach berlin zog, brachte sie ihren sohn zur welt. dass sie ihr studium erfolgreich abschließen konnte, verdankt sie auch ihrer großmutter. „zu den prüfungszeiten kam sie nach berlin und half mir im haushalt.“ seit 2013 ist sie zudem professorin für sedi- mentbeckenanalyse an der rwth aachen und lehrt, wie und warum sedimentbecken absinken, welche druck- und temperaturbedingungen die ablagerung von sedimenten begleiten und wie dabei rohstoffe entstehen. im wintersemester gibt sie seminare, im sommersemester leitet sie einen sogenannten geländekurs, bei dem gesteine und strukturen vor ort studiert werden – „ein highlight des jahres“. dass die zeit im gelände durch den bolognaprozess reduziert wurde, sieht sie kritisch: „geologie lernt man nicht nur am schreibtisch“. sie selbst ist möglichst oft draußen unterwegs und hat einen großen garten. „das hilft, wenn man die ganze woche nur mit dem kopf arbeitet“, sagt sie. ihr faible für die modellierung hängt damit zusammen, dass sie früher wegen ihres sohnes gebundener war. „weil ich nicht so viel ins gelände konnte, wie ich gerne wollte, habe ich es mir eben dreidimensional nachgebaut“, sagt sie. ihre erste modellierung war bereits thema ihrer promotion, die sie von 1994 bis 1997 an der fu berlin in zusammenarbeit mit dem gfz www online mehr portraits finden sie hier: www.helmholtz.de/ portraits/ talente mehr über die talentförderung bei helmholtz erfahren sie hier: www.helmholtz.de/ karriere_talente/ 3 8 helmholtz perspektiven | winter 2016/17 absolvierte. dabei wollte es das glück, dass sie die nordhälfte der ehemaligen ddr als arbeitsgebiet wählte. mit etwa 80 tiefbohrungen verteilt über das nordostdeutsche becken war die ddr geologisch sehr gut erkundet. „und im gegensatz zum westen waren diese daten alle in einer hand und einheit- lich bearbeitet.“ sie versuchte, so viele zu bekom- men wie nur möglich und führte sie zusammen. „die daten konnte ich zum ersten mal dreidimen- sional zusammenpacken. das hatte zuvor niemand für ein so großes gebiet gemacht.“ dann fügt sie an: „man muss dazu sagen, die idee kam von meinem doktorvater ulf bayer. der war überhaupt sehr inspirierend.“ er unterstützte sie außerdem nach kräften: „wenn ich wegen meines sohnes früher weg musste, dann sagte er immer: ‚hauptsache du lieferst ergebnisse. wie du das machst, liegt in deiner regie.‘ das war für die zeit revolutionär.“ sie erlebte aber auch situationen in ihrem berufsleben, in denen männer meinten, ihr kom- plimente zu machen, wenn sie etwas sagten, wie: „das war ja mal ein erfrischender vortrag von einer jungen wissenschaftlerin. und hübsch ist sie auch noch.“ heute hat sie für solche sprüche schlagfertige antworten parat. und sicher hat diese erfahrung damit zu tun, dass sie sich als gleichstellungs- beauftrage am gfz engagierte. als übersetzerin zwischen den geschlechtern. einen grund, dass in ihrem fach der frauen- anteil in der phase zwischen promotion und post- doc-zeit von 50 auf etwa 20 prozent schrumpft, sieht sie in unbewussten verhaltensmustern. „so lange in den auswahlgremien mehrheitlich männer sitzen, werden die auch mehrheitlich männer einstellen. schlicht, weil man in einer gruppe mit kollegen des gleichen geschlechts einfacher reden kann. davon sind auch frauen nicht frei. ich muss aufpassen, dass ich nicht nur frauen einstelle“, sagt sie. für die zukunft liegt ihr die arbeit in zwei gremien am herzen: sie ist in eines der fachkollegien der deutschen forschungsgemeinschaft gewählt worden, in dem künftige forschungsvorhaben bewertet werden. zudem ist sie generalsekretärin des international lithosphere program. das ist ein weltweites netzwerk, das sich mit dem festen teil der erde beschäftigt. doch auch fachlich gibt es ambitionen. sie zeigt auf die grafik mit den bunten wirbeln. „ich will in meiner aktiven zeit noch erle- ben, dass man die wärmeversorgung umstellt, vom verbrennen fossiler rohstoffe hin zur verstärkten nutzung von erdwärme. dazu trage ich mit meinen untergrundmodellen bei.“ jochen müller